Ohne Umverteilung kann man keine der globalen Aufgaben wie den Klimaschutz ernsthaft angehen, betont der neue World Inequality Report. Das ergibt sich fast unausweichlich aus den Daten über Ungleichheit, die rund hundert Fachleute aus zahlreichen Quellen in jahrelanger Arbeit zusammengetragen und aufbereitet haben.
Einiges war im Grunde bekannt und wird nun mit neuen Zahlen belegt. Zum Beispiel sind Vermögen global noch ungleicher verteilt als Einkommen: Das reichste Zehntel der Menschheit bezieht laut dem Bericht über die Hälfte der globalen Einkommen und besitzt über drei Viertel des Vermögens. Aufregender sind die Befunde zu einzelnen Ländern und Regionen. Die mit der höchsten sozialen Ungleichheit ist der Nahe Osten und Nordafrika, wo Frauen über besonders wenig Einkommen verfügen. Auch in Lateinamerika, Indien und Südostasien sind die Einkommen sehr ungleich verteilt, weniger in Ostasien und am wenigsten in Europa. Es gibt aber Ausreißer wie Algerien, Malaysia und Uruguay mit viel geringerer Ungleichheit als ihre jeweilige Region, und es gibt reiche wie arme Länder mit hoher oder mit niedriger Ungleichheit. Diese ist, folgern die Autoren, Ergebnis politischer Entscheidungen.
Der Anteil des globalen Vermögens, der in Händen von Milliardären ist, hat sich dem Bericht zufolge seit 1995 verdreifacht auf jetzt drei Prozent. Privater Reichtum geht in den Industrieländern zudem mit dem Verlust staatlichen Vermögens einher: Dort sind seit den 1980er Jahren die privaten Vermögen stark gewachsen, die staatlichen aber geschrumpft und in den meisten Ländern negativ geworden, das heißt die Staaten sind verschuldet. Die Corona-Krise hat beide Trends beschleunigt: Den bisher steilsten jemals verzeichneten Anstieg der Vermögen im Besitz von Milliardären findet der Bericht für das Jahr 2020.
Wie zuverlässig sind all diese Daten? Die ausführlichen Erläuterungen zur Methode auf der Website des Berichts zeigen, wie schwierig es ist, zur Ungleichheit international vergleichbare Statistiken zu erstellen. Die großen Trends dürften aber richtig erfasst sein. Allerdings liegen aus vielen sehr armen Ländern, gerade Afrikas, kaum Daten vor; hier haben die Forschenden vieles geschätzt oder hochgerechnet. Zudem ist unklar, inwieweit informelle, statistisch nirgends erfasste Einkommen und Vermögen, etwa traditionelle Landnutzungsrechte, das Bild verändern würden.
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