1982 besuchte der damalige Primas der anglikanischen Kirche, Erzbischof Robert Runcie, Nigeria, wo 18 Millionen Mitglieder seiner Kirche leben. Als Zeichen der Verbundenheit wurden ihm zwei Benin-Bronzen überreicht. Nun hat „Digital Benin“ bei der anglikanischen Kirche nach diesen beiden Bronzen gefragt. Das internationale Projekt will bis nächstes Jahr einen virtuellen Katalog erstellen, in dem der Verbleib aller in der Kolonialzeit geraubten Benin-Bronzen aufgelistet ist. 1897 hatten britische Truppen auf einem Vergeltungsfeldzug den Königspalast in Benin gestürmt und Tausende der Tafeln und Skulpturen aus Bronze geraubt, welche den Palast bis dahin geschmückt hatten. Heute sind diese Artefakte in mehr als 150 Sammlungen in aller Welt eingliedert; allein im Britischen Museum liegen mehr als 900. Auch in deutschen Museen und Sammlungen sollen mehr als tausend Benin-Bronzen zu finden sein.
Obwohl die Regierung in London sich zu den Rückgabeforderungen aus Nigeria bisher nur zurückhaltend geäußert hat, haben viele Museen in England ihre Politik geändert und sich bereiterklärt, die Bronzen in ihrem Besitz an Nigeria zurückzugeben. Die anglikanische Kirche hat sich dem angeschlossen, betont aber, dass ihre beide Bronzen ein Geschenk seien und keine koloniale Raubkunst. „Die Rückgabe ist eine Geste des guten Willens“, heißt es in einer Stellungnahme der Kirche. Man werde die Kunstwerke gerne dem neuen Edo-Museum für westafrikanische Kunst in Benin-City übergeben, das derzeit in der Hauptstadt des nigerianischen Bundesstaates Edo gebaut wird. Bis 2025 sollen dorthin alle Benin-Bronzen gebracht werden, die vor 125 Jahren gestohlen wurden.
Unterdessen werden in England Stimmen laut, die anglikanische Kirche solle außerdem alle Inventarlisten über Artefakte aus den ehemaligen Kolonialgebieten veröffentlichen. Dan Hicks, Museumskurator in Oxford und Kenner der westafrikanischen Kunst, fordert dasselbe auch von der katholischen Kirche. Das Argument, Nigeria sei noch nicht in der Lage, mit wertvollen Kunstwerken umzugehen, sei spätestens seit der Gründung des Legacy Restoration Trust in Nigeria hinfällig. In der Stiftung sitzen Vertreter der nigerianischen Regierung, der Gouverneur von Edo sowie der traditionelle Führer des Volkes der Edo, die sich gemeinsam für den Erhalt historischer Kunstwerke einsetzen.
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