Digitale Entwicklungshilfe

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REUTERS/Noor Khamis
Geldtransfers übers Mobiltelefon sind in Kenia längst alltäglich.
Österreich
Mobiltelefonie und mobiles Internet haben den Alltag revolutioniert. Auch und besonders im globalen Süden. Das macht sich Österreichs Entwicklungshilfe zunutze.

Statt jahrelang auf einen teuren Festnetzanschluss zu warten, kann man heute in Afrika oder Asien an jedem Kiosk eine SIM-Card fürs Handy erwerben. Selbst die einfachsten Absteigen und Lokale sind mit WLAN ausgestattet. Davon profitieren längst nicht mehr nur die Bessergestellten. Auch die österreichische Entwicklungszusammenarbeit hat die Digitalisierung als nützliches Werkzeug entdeckt.

So unterstützt die Austrian Development Agency (ADA) in Albanien die Digitalisierung der Bürokratie. Das kürzlich eingerichtete Onlineportal „e-albania.al“ erlaubt es Bürgerinnen und Bürgern, ihre Amtswege per Mausklick zu erledigen. Das spart nicht nur Zeit, es beugt auch der Korruption vor, wie die ADA-Publikation „Weltnachrichten“ in ihrer Ausgabe 1/2021 schreibt: „Oft gab es auf den Ämtern lange Warteschlangen. Zusätzlich verweigerten öffentliche Bedienstete immer wieder willkürlich Dienstleistungen oder forderten dafür Schmiergeld.“

Bauern organisieren sich in Whatsapp-Gruppen 

Da zwei Drittel der 65- bis 74-jährigen Albanerinnen und Albaner noch nie das Internet genutzt haben und auch viele Jüngere mit Onlinediensten noch nicht vertraut sind, wurden in Amtsstuben Bildschirme installiert, über die man beobachten kann, wie die Sachbearbeiterinnen Begriffe eingeben und Ergebnisse finden. Nach und nach werden die Menschen so befähigt, die Website eigenständig zu nutzen.

In Vorarlberg hat ein Verein die Organisation Sustainable Agriculture Tanzania gegründet, die von zahlreichen Geldgebern in Europa gefördert wird. Sie richtet sich vor allem an Kleinbäuerinnen und -bauern in Tansania, von denen viele keinen Zugang zum Markt haben und von wichtigen Informationen abgeschnitten sind. Der Verein, der sich auf organischen Anbau spezialisiert hat, veranstaltet Schulungen, in denen die bäuerliche Bevölkerung lernt, das Smartphone für Logistik und Vermarktung einzusetzen. Landwirtinnen und Landwirte haben sich in Whatsapp-Gruppen organisiert, die Bilder oder Videos teilen. Die „Weltnachrichten“ zitieren die Landwirtin Mercy aus der Region Morogoro: „Whatsapp ist sehr hilfreich. Manchmal stelle ich fest, dass andere mit den gleichen Problemen zu kämpfen hatten und bereits eine Lösung gefunden haben.“

Mit Hilfe digitaler Daten die Wasserversorgung sichern

Auch die Katastrophenhilfe kann digital aufgerüstet werden, wie die Zusammenarbeit der ADA mit dem Kenianischen Roten Kreuz (KRC) zeigt. Das KRC hat Verträge mit einem lokalen mobilen Finanzdienstleister ausgehandelt, über den bereits gut 90 Prozent der kenianischen Haushalte unbürokratisch und günstig Geld von Handy zu Handy schicken können. Außerdem hat es dafür gesorgt, dass überall im Land gut trainierte Freiwillige jederzeit für die Verwaltung der Geldtransfers aktiviert werden können. Bargeldlose Hilfe sei effizienter, habe logistische Vorteile und stärke die Wirtschaft vor Ort, begründet die ADA ihre Unterstützung. „Außerdem können die Betroffenen genau das kaufen, was sie am notwendigsten brauchen. Das empfinden sie als würdevoller“, so ein Beitrag in den „Weltnachrichten“.

In der kosovarischen Hauptstadt Pristina hält sich eine junge Konditorin dank digitaler Technologien auch während der Corona-Krise über Wasser. Im Landkreis Turkana County in Kenia sorgt eine App dafür, dass die Brunnen nicht versiegen. In Mosambik garantiert die Digitalisierung die verlässliche Wasserversorgung. In beiden Fällen geht es darum, mit Hilfe digitalisierter Daten sicherzustellen, dass die Anlagen regelmäßig gewartet werden. So sollen der Ausfall von Wasserpumpen vermieden und Reparaturen rechtzeitig angeordnet werden. An Beispielen für den gelungenen Einsatz digitaler Technologien mangelt es nicht.

Die Digitalisierung sei zwar kein expliziter Schwerpunkt der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit, allerdings gewinne sie an Bedeutung, so ein Sprecher der ADA. Keine Lösung hält die österreichische Entwicklungszusammenarbeit allerdings bisher für die Schattenseiten der Digitalisierung bereit: den Verlust von Arbeitsplätzen, Datenmissbrauch oder die Anhäufung von Elektroschrott.

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