Nach den USA und Brasilien ist Indien das Land mit den meisten registrierten Fällen. Allein am Freitag stieg die Zahl um 34.956 Neuinfektionen. 25.602 Menschen sind laut der offiziellen Statistik an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben. Das indische Gesundheitssystem ist vor allem in ländlichen Regionen sehr schwach, die Dunkelziffer liegt deshalb vermutlich um ein Vielfaches höher.
Nach der Lockerung zunächst drastischer Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus setzten die Behörden wegen der rapide steigenden Zahlen vielerorts wieder Einschränkungen in Kraft. Die südindische Stadt Bangalore, Zentrum der Computer-Industrie, verhängte am Dienstag einen einwöchigen Lockdown für seine 15 Millionen Einwohner. Der östliche Bundesstaat Bihar mit einer Bevölkerung von 128 Millionen ordnete am Donnerstag eine zweiwöchige Ausgangssperre an. Der Bundesstaat Uttar Pradesch im Norden mit über 200 Millionen Menschen verordnete Wochenend-Ausgangsverbote bis zum Monatsende. Die drei Bundesstaaten Maharashtra, Tamil Nadu und Delhi verzeichnen allein eine halbe Million Corona-Infektionen.
Kaum Tests auf dem Land
Unklar ist, wie die Situation auf dem Land aussieht, wo kaum getestet wird und wo auch die medizinische Versorgung oft sehr mangelhaft ist. Epidemiologen warnen, dass die Spitze des Infektionsgeschehens noch nicht erreicht ist. "Wir werden in den kommenden Monaten wahrscheinlich mehr und mehr Fälle sehen. Das ist das natürliche Lauf einer jeden Pandemie", zitierte die Zeitung den Wissenschaftler Giridhar Baba von der Stiftung "Public Health Foundation of India".
Indien hatte im März eine strikte Ausgangssperre für das gesamte Land erlassen, als nur ein paar Hundert Fälle registriert waren. Kritiker wenden ein, dass der lange Lockdown nicht genutzt wurde, um Krankenhäuser besser auszustatten und Test-Kapazitäten aufzubauen. Im Juni wurden trotz steigender Infektionszahlen die Beschränkungen schrittweise gelockert, um das Wirtschaftswachstum wieder zu beleben.
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