Aufschrei gegen Diskriminierung

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Gleichberechtigung
Weltweit besteht Nachholbedarf beim Thema Gleichberechtigung – je nach Land an anderer Stelle.

Was haben Schuhe mit Gleichberechtigung zu tun? In Japan eine ganze Menge. Denn dort gilt es als gesellschaftliche Verpflichtung, dass Frauen bei der Arbeit High Heels tragen. Dagegen gibt es einen Aufschrei. Angestoßen hat die #KuToo-Kampagne die japanische Schauspielerin Yumi Ishikawa, die es nicht mehr ertragen hat, in ihrem Nebenjob in einem Bestattungsinstitut acht Stunden lang hochhackige Schuhe zu tragen. Sie fordert in einer Petition ein Gesetz, das es Unternehmen verbietet, Frauen am Arbeitsplatz High Heels vorzuschreiben. Mehr als 28.000 Frauen und Männer haben bereits unterschrieben. 

Für den Arbeitsminister hingegen ist das Tragen von hohen Absätzen „notwendig und zumutbar“. Das sagt ein 68-jähriger Mann, der wohl nie in seinem Leben gezwungen war, jeden Tag gesundheitsschädliche Schuhe zu tragen. Nur weil etwas „gesellschaftlich akzeptiert“ ist oder erwartet wird, ist es nicht weniger diskriminierend. Männer geben in Japan den Ton an. In drei von vier japanischen Firmen gibt es keine Frauen in der Führungsriege. Auch die Politik ist kein Vorbild: Neben 19 Männern sitzt nur eine Frau im Kabinett von Ministerpräsident Shinzo Abe.

In Sachen Gleichberechtigung gibt es überall auf der Welt Nachholbedarf – hier mehr, dort weniger. Das zeigt auch der neue SDG Gender Equality Index. Dabei wurden die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele unter dem Gesichtspunkt der Gleichberechtigung beleuchtet. Das Ergebnis: In keinem der 129 untersuchten Länder ist in allen Zielen die Geschlechterparität erreicht – und wird es wohl kaum bis 2030. Am besten schneidet Dänemark mit „guten“ 89,3 von 100 Punkten ab, es folgen Finnland, Schweden, Norwegen, die Niederlande, Slowenien, Deutschland, Kanada, Irland und Australien.

In Ruanda und Namibia sitzen mehr Frauen im Parlament als in Deutschland

In Ländern mit höheren Einkommen sind die Frauen durchschnittlich besser gestellt als in ärmeren Ländern. Doch das gilt nicht für alle Indikatoren. Das Ziel, dass Frauen in den Parlamenten die Hälfte der Sitze haben, wird in Ruanda mit 61 Prozent „übererfüllt“ und in Namibia (46 Prozent), Südafrika (42) und im Senegal (42) fast erfüllt. In Deutschland sind nur 31 Prozent der Abgeordneten im Bundestag Frauen.

Die schlechtesten Werte zeigt der Index für schwache, fragile und sehr arme Staaten wie Sierra Leone, Mali, Niger, Jemen, die Demokratische Republik Kongo und den Tschad. In Krisenregionen erleiden Mädchen und Frauen besonders oft sexuelle Übergriffe und werden ungewollt schwanger. Lateinamerika und die Karibik schneiden insgesamt gesehen relativ gut ab. Allerdings sterben in diesen Ländern weltweit die meisten Frauen infolge von häuslicher oder sexueller Gewalt. In 98 Prozent der Fälle kommen die Täter ungestraft davon. Hier müssten Regierungen und Richter die bestehenden Gesetze konsequenter  anwenden.

Vor 25 Jahren haben 189 Länder bei der UN-Konferenz für Frauen in Peking eine lange Erklärung zur Verbesserung der Rechte von Frauen weltweit unterzeichnet. Seitdem hat es dank internationaler Hilfe vor allem bei der Bildung und der Bekämpfung von Hunger Fortschritte gegeben, die nicht zuletzt Mädchen und Frauen zugutegekommen sind.

Jährlich sterben 30.000 Frauen an den Folgen unsicherer Abtreibungen

Doch beim Menschenrecht auf Gesundheit – speziell auf Geburtenplanung und sexuelle Selbstbestimmung – ist es ein Rückschritt, dass US-Präsident Donald Trump 2017 allen Hilfsorganisationen, die Abtreibungen vornehmen oder Frauen nur darüber informieren, das Geld gestrichen hat. Auch in der UN-Resolution zur Anerkennung von Opfern sexueller Gewalt in Konflikten wurde im März auf Drängen der USA der Passus zur reproduktiven Gesundheit gestrichen. Wohlgemerkt geht es hier um Mädchen und Frauen, die vergewaltigt und dann ungewollt schwanger werden. Sie müssen weiter Hilfe erhalten. Jedes Jahr sterben laut eines Reports des Guttmacher Instituts weltweit bis zu 30.000 Frauen an den Folgen unsicherer Abtreibungen, die nicht von qualifizierten Ärzten vorgenommen werden.

Frauen und Männer müssen gemeinsam weiter für Gleichberechtigung kämpfen, je nach Land auf unterschiedlichen Ebenen. In Nigeria etwa müssen für Frauen erst mal die Grundrechte wie der Schutz vor sexueller Gewalt und körperlicher Unversehrtheit Wirklichkeit werden, während es in Dänemark darum geht, mehr Frauen in die obersten Ebenen von Politik und Wirtschaft zu bringen.

Für die japanischen Männer gilt übrigens seit 2005 im Sommer ein legerer Dresscode ohne Krawatte und Jackett – dank der Kampagne „Cool Biz“ des Umweltministeriums. Die Büros müssen weniger gekühlt werden und die Unternehmen sparen Strom. Der längst überfällige Schritt ist nun, dass auch der Dresscode für Frauenfüße fällt und Frauen selbst über ihre Schuhe entscheiden dürfe

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erschienen in Ausgabe 7 / 2019: Multilaterale Politik: Zank auf der Weltbühne
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