Venezuelas Behörden haben seit 2013 keine Daten mehr zur Kindersterblichkeit veröffentlicht. Deshalb mussten die drei Autorinnen und Autoren – Fachleute für Statistik, Demografie und Sozialwissenschaft – aus Angaben wie Geburts- und Sterbestatistiken die Entwicklung der Kindersterblichkeit bis 2016 erschließen.
Das Ergebnis der Studie ist erschreckend: Von 2008 bis 2016 sei der Anteil der Kinder, die vor dem fünften Geburtstag sterben, auf das 1,4-fache gestiegen. Sie liege damit wieder so hoch wie gegen Ende der 1990er Jahre – mindestens: Die Schätzung sei konservativ. Bis 2007 sei die Kindersterblichkeit in Venezuela jahrzehntelang stetig und deutlich gesunken. Doch dieser langfristige Trend, so zeigen die Forscher, hat sich um 2008 umgekehrt – also noch in der Amtsperiode von Hugo Chavez, dem 2013 verstorbenen Vorgänger von Präsident Nicolás Maduro.
Viele Impfprogramme wurden eingeschränkt
Warum? Die Forscher verweisen darauf, dass Krankheiten wie Masern, Durchfall, Bronchitis und Malaria, an denen typischerweise Kinder sterben, in Venezuela wieder häufiger geworden sind. Andere wie Diphterie seien zurückgekehrt, nachdem sie praktisch verschwunden waren. Das ist kaum ein Zufall: Seit 2007 – gleich nach dem Ende des Ölpreisbooms, der Venezuela enorme Einnahmen beschert hatte – habe die Regierung begonnen, die Ausgaben für das Gesundheitswesen stark zu kürzen; viele Impfprogramme seien eingeschränkt worden und die Zahl der Ärzte und Krankenhausbetten eingebrochen. Die Ursache der Misere sei also sehr wahrscheinlich der „Zusammenbruch des Gesundheitswesens“ im Verein mit wachsender Mangelernährung.
Das bestätigt Chris Beyrer, der an der John Hopkins University öffentliche Gesundheit lehrt, auf der Plattform Devex. Ein solcher Anstieg der Kindersterblichkeit zeige eine umfassende humanitäre Krise an. Auch Statistiken belegen: Die Regierung der Chavisten hat Venezuela ruiniert und große Teile der Bevölkerung in Not gestürzt.
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