Vor zehn Jahren reisten die ersten jungen Männer und Frauen aus, bis heute waren es mehr als 30.000: Wenn sie von einem „weltwärts“-Einsatz nach Hause kommen, erzählen sie ganz unterschiedliche Geschichten. Manche sind ganz begeistert, schwärmen von dem Land, in dem sie waren, und von der Arbeit, die sie leisten mussten. Andere sind frustriert, weil es nicht so war, wie erhofft, oder, schlimmer noch, weil nichts richtig geklappt hat. Manche engagieren sich weiter für entwicklungspolitische Anliegen, andere haken den Ausflug als erledigt ab und widmen sich anderen Themen.
Diese anekdotischen Belege zur Wirkung von „weltwärts“ auf die jungen Freiwilligen hat das Deutsche Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit (DEval) jetzt noch einmal in einer groß angelegten Untersuchung bestätigt. Demnach kommt ein großer Teil der Freiwilligen mit mehr Wissen über und mehr Empathie für das Einsatzland und seine Einwohner nach Hause zurück. Andere sind eher ernüchtert und kehren mit einem kritischeren Blick auf die Entwicklungszusammenarbeit heim – oder sogar mit einer „paternalistischen Einstellung“, wie es in der Evaluierung heißt, oder einer abwertenden Haltung gegenüber den Menschen im Einsatzland.
„weltwärts“-Freiwillige sind schon vor ihrer Ausreise überdurchschnittlich an sozialen Fragen interessiert und ehrenamtlich engagiert. Bei vielen bewirkt der Freiwilligendienst, dass sich dieses Interesse und Engagement in Richtung Entwicklungspolitik verschiebt, stellt das DEval fest – eine Wirkung ganz im Sinne der „weltwärts“-Träger. Fast alle Freiwilligen äußern vor der Ausreise Interesse an einem Job in der Entwicklungszusammenarbeit. Nicht feststellen konnten die DEval-Gutachter allerdings, dass dieses Interesse durch den Freiwilligendienst noch einmal verstärkt wird. „weltwärts“ funktioniert nicht als entwicklungspolitische Nachwuchsförderung, heißt es in der Evaluierung.
Bereit, sich ehrenamtlich zu engagieren
Die im Prinzip große Bereitschaft von „weltwärts“-Rückkehrern, sich ehrenamtlich zu engagieren, etwa in der entwicklungspolitischen Bildung, wird laut der Evaluierung von den Trägern des Freiwilligendiensten nicht ausreichend genutzt. Bereits 2011 hatte eine Untersuchung darauf hingewiesen, dass sich viele Rückkehrer allein gelassen fühlen mit dem Anspruch an sie, sich zu engagieren. Jetzt stellen die DEval-Gutachter fest, dass die Fördermittel, die das Entwicklungsministerium (BMZ) dafür bereitstellt, weder von den Rückkehrern selbst noch von den Entsendeorganisationen ausgeschöpft werden. Das DEval empfiehlt dem BMZ und den Entsendeorganisationen, den Freiwilligen mehr Angebote für ehrenamtliches Engagement zu machen oder über verpflichtende Elemente in der Rückkehrphase nachzudenken.
Geschärft werden müsste nach Ansicht der Gutachter zudem das entwicklungspolitische Profil von „weltwärts“. Ein solches Profil gebe es zwar auf dem Papier, aber in der Praxis machten die Entsendeorganisationen oft keinen Unterschied zwischen einem „weltwärts“-Einsatz und etwa einem Einsatz im Rahmen des Internationalen Jugendfreiwilligendienstes (IJFD): Die selben Plätze in Ländern des Südens würden mal mit „weltwärts“-, mal mit IJFD-Freiwilligen besetzt. Damit werde „der inhaltliche Unterschied zwischen beiden Diensten untergraben“, heißt es in der Evaluierung.
Einen Schwachpunkt, der „weltwärts“ seit der Gründung vor zehn Jahren begleitet, stellt auch diese Evaluierung wieder fest: Es ist noch nicht gelungen, Freiwillige aus möglichst vielen unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten und Milieus zu rekrutieren. Der Dienst nutzt vor allem Akademikerkindern, deren Eltern es schick finden, wenn sich ihre Sprösslinge möglichst früh in der großen, weiten Welt umsehen.
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