Österreich könnte mit Ausbildungsprogrammen einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, erklärte Wolfgang Petritsch, Präsident der Marshallplan-Jubiläumsstiftung, Ende Mai in Wien. Der Diplomat und ehemalige Hohe Vertreter der Vereinten Nationen für Bosnien und Herzegowina zeigte sich überzeugt, dass in Syrien ein solcher Plan Erfolg haben könnte. Anders als etwa Libyen verfüge das Land über demokratische Strukturen, auf denen man aufbauen könne.
Die österreichische Marshallplan-Jubiläumsstiftung fördert den wissenschaftlichen Austausch von Studierenden und Forschenden aus Österreich und den USA. Ziel ist es, die Beziehungen zwischen den beiden Ländern zu vertiefen sowie die wissenschaftliche Zusammenarbeit zu fördern. Jährlich werden Stipendien an österreichische Studierende mit exzellenter Studienleistung für Forschungsaufenthalte in den USA vergeben.
Der Marshallplan war ein US-amerikanisches Programm für die vom Zweiten Weltkrieg zerstörten Demokratien Europas. Die Vereinigen Staaten verhinderten damit, dass sich in wirtschaftlicher Not erneut autokratische Regimes einnisten konnten und schufen gleichzeitig einen Markt für ihre Industrie. Ähnlich sollte man mit Ländern wie Syrien verfahren, schlug Petritsch vor.
Österreich könne junge Syrerinnen und Syrer nicht nur akademisch bilden, sondern auch in handwerklichen Berufen schulen. Das duale Ausbildungssystem, das die Lehre mit Berufsschule verbindet, finde in ganz Europa Beachtung. Man könnte mit den Stipendiaten einen Vertrag schließen, der sie verpflichtet, mit den erworbenen Kenntnissen in ihr Heimatland zurückzukehren, sagte Petritsch.
Zugleich räumte er ein, dass die Pläne noch nicht sehr konkret seien. Er habe mit Experten der österreichischen Nationalbank gesprochen und Außenminister Sebastian Kurz angeschrieben. Außer einem „netten Antwortschreiben“ habe es allerdings keine Reaktion gegeben.
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