Die zwanzig mächtigsten Industrie- und Schwellenländer haben Ende Oktober den Streit zwischen den USA und China über die Währungspolitik mit einer Warnung vor einem Abwertungswettlauf entschärft. Die G20 hat anerkannt, dass alle verlieren, wenn sie nötige ökonomische Anpassungen nicht gemeinsam steuern. Ob sie das können, ist aber offen. Denn es geht um eine grundlegende Krise der Weltwirtschaftsordnung.
Seit langem erzielt Ostasien, vor allem China, im Handel mit den USA einen hohen Überschuss. Ein Gutteil der Erlöse wird in Amerika angelegt; die US-Regierung und viele Konsumenten leben so auf Kredit. Theoretisch sollten nun der chinesische Yuan aufwerten, Chinas Exporte teurer werden und die Handelsbilanz sich ausgleichen. Doch China, sagen die USA, hält den Kurs seiner Währung künstlich niedrig.
Das stimmt, doch die Probleme liegen tiefer. Die von den USA dominierte Weltwährungsordnung zwingt Defizitländer zum Sparen. Damit die globale Nachfrage nicht sinkt, müssten Länder mit Exportüberschuss wie China und Deutschland für mehr Konsum und Importe sorgen. Doch dazu sind sie nicht gezwungen.
Daher droht Washington nun Peking einseitige Handelseinschränkungen an. Selbst eine deutliche Aufwertung des Yuan würde aber das Handelsdefizit der USA kaum kurzfristig senken – die USA würden in anderen Schwellenländern kaufen oder trotz höherer Preise in China. Für eine Exportoffensive müssten sie zunächst in ihre industrielle Basis investieren, was weniger Konsum bedeutet. Doch die USA können sich als einziges Defizitland solchem Reformdruck entziehen, weil der US-Dollar die Weltwährung ist: Die US-Zentralbank kann neues Geld schaffen, das im Ausland akzeptiert werden muss. Die so finanzierte Nachfrage hat häufig die Weltkonjunktur gestützt und anderen Staaten Exporte ermöglicht. Doch andere G20-Länder klagen jetzt mit Recht, dass es auch die Gefahr von Spekulationsblasen erhöht. Zugleich suchen die USA Hilfe für den Abbau des eigenen Importüberschusses. Das sind Zeichen dafür, dass das auf dem US-Dollar und den USA als Konjunkturlokomotive beruhende System an sein Ende kommt. (bl)