Tourismus auf Staatskosten sieht die Initiative „Bonner Aufruf“ im Freiwilligenprogramm „weltwärts“ und fordert, es abzuschaffen. Rund 6000 junge Frauen und Männer sind seit 2008 mit finanzieller Unterstützung des Entwicklungsministeriums (BMZ) von kirchlichen und nichtkirchlichen Hilfsorganisationen in alle Welt entsandt worden, um in Partnerprojekten zu erfahren, was Armut wirklich heißt. Der „Bonner Aufruf“ hält das für entwicklungspolitisch nutzlos und empfiehlt, das Geld besser für anderes auszugeben, etwa für mehr Schulen in Afghanistan. Mit „weltwärts“ leiste sich „die entwicklungspolitische Berater-Helfer-Kommunität eine Erweiterung des neuen Berufsbildes ,Entwicklungshelfer‘“, heißt es in einer Pressemitteilung – und: „Wir helfen mit dem Programm uns selbst. Wir helfen nicht den Menschen in Afrika, Asien, Lateinamerika.“ Das habe nichts mit Entwicklungspolitik zu tun, sagte Rupert Neudeck vom „Bonner Aufruf“.
Entsender und Ministerium reagierten empört. Wer die Abschaffung von „weltwärts“ fordere, schade „dem Verständnis und dem Engagement für weltweite Gerechtigkeit in Deutschland“, befanden das katholische Hilfswerk Misereor und die Arbeitgemeinschaft für Entwicklungshilfe (AGEH). Der Deutsche Entwicklungsdienst (DED) sprach von „verantwortungslosem Unsinn“. Entwicklungsminister Dirk Niebel wies die Kritik als „unverschämt“ zurück. Zwar werde es womöglich Nachjustierungen geben, sobald Ende des Jahres die Bewertungsstudie vorliege. Generell aber sei „weltwärts“ eine gute Zukunftsinvestition, heißt es aus dem BMZ. Viele Rückkehrer engagierten sich in Deutschland für die Entwicklungszusammenarbeit, etwa in Vereinen oder Initiativen. (di)