Die Zeit der kostenlosen Emissionen geht zu Ende. Diesen Eindruck hinterlässt auf den ersten Blick ein neuer Bericht der Weltbank. Die Autoren analysieren, wie viele Staaten und Gebietskörperschaften – zum Beispiel große Städte in China – den Ausstoß von Treibhausgasen mit einem Preis belegen oder das planen. Sie tun das entweder wie die Europäische Union (EU), die Schweiz und chinesische Städte mittels Ausgabe von handelbaren Emissionsrechten oder wie Mexiko und British Columbia (USA) mit Steuern, die direkt von der Höhe der Emissionen abhängen. Andere Steuern etwa auf Treibstoffe, die indirekt Emissionen verteuern, berücksichtigt der Bericht nicht.
Rund 40 Staaten und 20 Gebietskörperschaften nutzen oder planen laut Weltbank solche Abgaben. Insgesamt seien rund 12 Prozent der globalen Emissionen kostenpflichtig oder würden das bald werden. Hinzu komme, dass immer mehr Unternehmen intern ihren Emissionen einen Preis zuschreiben. Sie tun das zum einen, um Sparpotenziale zu finden, und zum anderen als Teil des Risiko-Managements: Firmen bereiten sich darauf vor, dass Staaten die Emissionen verteuern.
Meistens viel zu billig
Die Weltbank untersucht auch, ob ein sogenanntes Carbon Leakage droht: Wandern, sobald ein Land Emissionen verteuert, Unternehmen oder Investitionen in Länder ab, in denen der Preis niedriger ist? Laut Bericht gibt es keine Anzeichen, dass dies in größerem Umfang passiert. Die Gefahr sei beschränkt auf wenige Branchen, die sowohl energieintensiv als auch stark exportorientiert sind; dort könnten Ausnahmeregeln das Problem weitgehend lösen. Und je mehr Länder Emissionen mit einem Preis belegten, desto kleiner werde die Gefahr des Carbon Leakage. Deshalb rät die Weltbank hier zu internationaler Zusammenarbeit – und aus einem weiteren Grund: Das mache die Verringerung der Emissionen für alle billiger.
Die schlechte Nachricht ist allerdings: Laut dem Bericht liegt der Preis für 85 Prozent der Emissionen, die etwas kosten oder bald kosten sollen, unter 10 Euro pro Tonne Kohlenstoff-Äquivalent – so in China, der EU und Japan. Er müsste viel höher sein, und das für alle Emissionen, wenn der Klimawandel unter 2 Grad gehalten werden soll.
In einem zweiten Bericht legt die Weltbank Grundsätze für eine effektive Bepreisung von Emissionen dar. Dazu gehört zum Beispiel, dass die Kosten fair verteilt und die Wirkungen transparent gemacht werden sollten. Emissionen zu verteuern, müsse vorhersehbar geschehen, auf andere Politikbereiche abgestimmt sein und ergänzt werden um die Förderung von Innovationen für Energieeffizienz. Einige Ratschläge sind banal wie der, die Einnahmen klug zu verwenden, und es ist nicht ganz klar, was alles zum „Erfolg“ gehört. Erfreulich ist jedoch: Die Weltbank empfiehlt Preise für Emissionen, jedoch nur als eines von vielen Instrumenten des Klimaschutzes.
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