Ebola: Der weibliche Faktor

Drei von vier der Ebola-Toten in Liberia sind weiblich. Frauen haben ein höheres Risiko, sich anzustecken, und müssten deshalb gezielt unterstützt werden. Gleichzeitig können sie viel dazu beitragen, eine weitere Ausbreitung zu verhindern.

Soziale Faktoren – etwa Armut oder Geschlechterrollen – bestimmen maßgeblich die Gesundheit. Alle Gesellschaften schreiben Männern und Frauen unterschiedliche Werte und Rollen zu, und diese können mit darüber entscheiden, ob jemand krank wird und wie gut er beziehungsweise sie medizinisch versorgt wird. Aktuelles Beispiel: die Ebola-Epidemie. Sie trifft Frauen besonders hart – in zweifacher Hinsicht. Zum einen sind laut offiziellen Angaben zwei Drittel der Ebola-Toten weiblich, in Liberia sind es sogar drei Viertel. Traditionsgemäß pflegen Frauen die Kranken, und in ländlichen Gemeinschaften haben sie dafür weder Handschuhe noch Schutzbrillen oder Atemmasken. Darüber hinaus bereiten sie die Toten für die Bestattung vor. Ihr Risiko, sich anzustecken, ist weitaus höher als das der Männer. Ihre Chance, fachgerecht behandelt zu werden, aber nicht.

Zum anderen steigt seit dem Ausbruch von Ebola in Westafrika die Zahl der Frauen wieder deutlich, die infolge von Komplikationen während der Schwangerschaft oder bei der Geburt sterben. Sie trauen sich nicht in eine Klinik, weil sie fürchten, sich mit Ebola zu infizieren – oder die Geburtshilfeabteilungen weisen sie ab, weil sie nicht sicher sein können, dass die Frauen gesund sind. Experten befürchten bereits, dass die mühsam errungenen Erfolge im Kampf gegen die Müttersterblichkeit durch Ebola wieder zunichte gemacht werden.

Regierungen, Geberländer und Hilfsorganisationen versuchen verzweifelt, die Seuche in den Griff zu bekommen. Trotz aller Anstrengungen befürchtet die Weltgesundheitsorganisation WHO, dass sich im Dezember jede Woche bis zu 10.000 Menschen anstecken werden. Koordinierte internationale Hilfe ist dringend nötig und muss ausgeweitet werden. Doch geführt werden muss der Kampf gegen Ebola vor allem in den Dörfern – mit Aufklärung und Prävention. Gewonnen werden kann er nur mit Hilfe der Frauen. Sie müssen erfahren, wie sie sich schützen können, dass es in Ordnung ist, wenn sie ihre Angehörigen der Pflege von Fachleuten überlassen, und nicht zuletzt, dass sie selbst das Recht auf medizinische Versorgung haben. Empowerment im besten Sinne; es geht um Leben und Tod.

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erschienen in Ausgabe 11 / 2014: Der Glaube und das Geld
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