Die Briten sind neuerdings die Musterschüler der Entwicklungshilfe. London hat es geschafft, seine Hilfe für arme Länder auf 0,7 Prozent der Wirtschaftsleistung anzuheben – obwohl die Regierung auf der Insel nicht weniger klamm ist als unsere in Berlin. 0,7 Prozent sind in der Entwicklungspolitik der Schwellenwert, der die Großzügigen von den Knauserigen trennt. Deutschland dümpelt seit Jahren bei traurigen 0,38 Prozent herum.
Was ist das Geheimnis des britischen Erfolgs? Ein innovatives Verständnis von Armutsbekämpfung, wie der „Guardian“ unlängst herausgefunden hat. Laut der Tageszeitung hat die britische Entwicklungshilfeagentur DfiD fast 200 Millionen Euro in Shopping Malls und Luxusapartments in Afrika, Asien und Lateinamerika investiert. Das habe ja gar nichts mit Entwicklung zu tun und nutze nur den Reichen, meckern die üblichen Kritiker. Von wegen, kontert DfiD: Irgendjemand muss die Konsumtempel und schicken Wohnanlagen ja bauen. Und das sind bestimmt nicht die, die später dort ihr Geld ausgeben. Mehr noch: In einem neuen Einkaufszentrum in Nairobi haben die britischen Entwicklungsfachleute spezielle Komfortzonen für Bettler einrichten lassen. Und für die Grünflächen in einer Gated Community in El Salvador wurde eigens ein besonders schnell wachsender Rasen gezüchtet. Damit die Gärtner stets genug zu tun haben.
Zum Glück haben wir die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). Die hat sich schon oft ähnlich flexibel erwiesen beim Ausprobieren neuer Geschäftsmodelle. Ihr neuester Coup: Eine Entwicklungspartnerschaft mit dem Weltfußballverband FIFA. Denn auch die Stadien muss ja irgendjemand bauen. Jetzt muss die GIZ die FIFA nur noch davon überzeugen, die nächste WM nach Malawi oder Bangladesch zu vergeben.
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