Vieles Schönes, aber keine klaren Prioritäten, befand Joachim von Braun vom Zentrum für Entwicklungsforschung (ZEF) bei einer Diskussion über das neue Konzeptpapier zur ländlichen Entwicklung aus dem Hause Niebel. Tatsächlich kommt darin nahezu alles vor, was irgendwie zum Thema gehört. Aber es bleibt offen, wohin die Reise gehen soll. Dass zum Beispiel die Agrarforschung stärker an den Erfordernissen einer „nachhaltigen und sozial verträglichen Intensivierung“ ausgerichtet werden soll, lässt offen, wie das Entwicklungsministerium zum höchst umstrittenen Einsatz von Gentechnik-Saatgut steht.
Auch die Frage, ob kleinbäuerliche Landwirtschaft besonders gefördert werden soll oder ob künftig auch agrar-industrielle Anbauformen stärker ins Kalkül gezogen werden sollen, bleibt unbeantwortet – oder vielmehr: Ihr wird ausgewichen. Das sei eine Frage der Abstimmung mit den Partnerländern, sagt Niebel. Dabei weiß der Minister natürlich, dass diese oft mehr auf schnellen Gewinn schauen als auf sozialen und ökologischen Nutzen. Die Diskussion um das Thema „land grabbing“ hält zahlreiche Beispiele dafür bereit, wie internationale Konzerne und Spekulationsfonds solchen Mangel an politischer Weitsicht ausnutzen. Und die Millionen Kleinbauern in den Entwicklungsländern haben keine Lobby. Es ist daher durchaus auch Aufgabe der Geber, als deren Anwalt aufzutreten. Und jedenfalls klar zu sagen, welche Agrarstrategie sie wo und warum für besser halten.
(di)
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