Die glorreichen Sieben

Sieben Männer sollen’s richten: Aus ihnen, so hört man, soll der Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) bestehen, die aus der Fusion dreier deutscher Entwicklungsagenturen hervorgehen wird. Dass es sieben und nicht fünf oder acht sind, ist eine weise Entscheidung. Böse Zungen mögen sie damit erklären, dass man den bisherigen Geschäftsführern ihre Posten lassen und zusätzlich einen FDP-Mann an der Spitze der GIZ unterbringen wolle. Sie verkennen aber völlig die tiefe Bedeutung der Zahl„Sieben“ in unserer Leitkultur, die den Siebenerrat in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt.

Schon die Erschaffung der Welt spielte sich bekanntlich in sieben Tagen ab. Sieben Weltwunder gab es in der Antike und sieben Helden, erzählt Homer, belagerten das siebentorige Theben. Später sprach Christus, der Erlöser, sieben letzte Worte am Kreuz. Bis heute kennt die katholische Kirche sieben Sakramente, sieben Tugenden und sieben Todsünden. Ob das für den GIZ-Vorstand sämtlich gute Omen sind, ist natürlich nicht sicher.

Auch Märchen und die Populärkultur bringen keine Klarheit. Rettet sich die GIZ zu den sieben Zwergen hinter den sieben Bergen wie weiland Schneewittchen vor der bösen Schwiegermutter? Das tapfere Schneiderlein auf der anderen Seite hat sieben auf einen Streich mit einem Tuch erlegt – oder war es eine Schirmmütze? Besser ging es den sieben Schwaben, die entschlossen, solidarisch und tölpelhaft ein Hasen-Ungeheuer mit ihrem Speer bezwangen. Modernere Märchen wissen von den sieben Samurai, im Western-Remake den glorreichen Sieben, die sich für das Volk opfern, um es vor Räubern zu schützen – ein ehrenwertes, aber kein schönes Schicksal. An das von Max und Moritz nach ihren sieben Streichen wollen wir da lieber gar nicht denken.

 

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erschienen in Ausgabe 12 / 2010: Staatsaufbau - Alles nur Fassade?
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