Von Managua nach Tiflis

Ab 2013 wird Nicaragua kein Schwerpunktland der Entwicklungszusammenarbeit Österreichs mehr sein; das Koordinationsbüro dort wird geschlossen. Die Regierung begründet das mit dem Sparzwang, öffnet aber zugleich ein neues Büro in Georgien. Vermutlich spielen dafür auch energiepolitische Motive eine Rolle.

Das mittelamerikanische Land stand im Fokus österreichischer Kooperation, seit ein Ärzteteam von der Gruppe Kritische Medizin im Jahre 1978 Flüchtlinge aus Nicaragua in Lagern in Honduras betreute. Als die Revolution im Juli 1979 die Somoza-Diktatur hinwegfegte, machte sich Aufbruchstimmung breit. Die entwicklungspolitischen Kriterien der nichtstaatlichen Hilfswerke (NGO) und der Bundesregierung wurden von der sandinistischen Regierung weitgehend erfüllt. Für die meisten Helfer war der Einsatz in Nicaragua auch mit politischem Engagement verbunden.

Autor

Ralf Leonhard

war bis zu seinem plötzlichen Tod im Mai 2023 freier Journalist in Wien und ständiger Korrespondent von "welt-sichten".

Der Österreichische Entwicklungsdienst (ÖED) und das Institut für Internationale Zusammenarbeit (IIZ), die später zu Horizont3000 verschmelzen sollten, eröffneten Anfang der 1980er Jahre in der Hauptstadt Managua Regionalbüros. Die Bundesregierung richtete 1986 ein Koordinationsbüro ein, das der Botschaft in Mexiko unterstellt war und auch konsularische Funktionen wahrnahm. Aber erst nach dem Ende der Sandinistischen Revolution infolge der Wahlen 1990 erhielt Nicaragua offiziell den Status des Schwerpunktlandes – als einziges in ganz Lateinamerika. Nicaragua war auch eines der ersten Länder, in das österreichische Budgethilfe floss.

NGOs werden weniger leicht an staatliche Mittel kommen

Das Koordinationsbüro wird in zwei Jahren geschlossen – die Regierung begründet das mit dem Sparzwang. Auch die noch stark in Nicaragua engagierten NGOs, allen voran Horizont3000, werden weniger leicht an staatliche Kofinanzierung kommen, wenn der Status des Schwerpunktlandes verloren geht. Das Büro in Managua, das auch Projekte in Guatemala und El Salvador betreut, dürfte aber zumindest vorerst weiter arbeiten. Die GEZA hingegen, der entwicklungspolitische Zweig des Samariterbundes, schließt im April nach jahrelanger Projektarbeit ihre regionale Koordinationsstelle in Managua.

Während Wien sein Engagement in Zentralamerika und Afrika zurückfährt, wird die Kaukasusregion aufgewertet. In Tiflis wird demnächst ein Regionalbüro aufgebaut. Heinz Hödl, Geschäftsführer der Koordinationsstelle der Bischofskonferenz (KOO), vermutet, dass die in Bau befindliche Erdgasleitung Nabucco bei den Planungen eine wichtige Rolle gespielt hat: Die Pipeline soll die Abhängigkeit Österreichs und Zentraleuropas von russischen Gaslieferungen verringern.

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erschienen in Ausgabe 3 / 2011: Welthandel: Auf dem Rücken der Armen
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