Nachhaltige Geldanlagen haben durch neue gesetzliche Vorgaben an Boden gewonnen, berichtet die Finanzberaterin Jennifer Brockerhoff. In ihrem Buch "Grüne Finanzen" stellt sie Möglichkeiten des ethischen Investments für Laien verständlich vor.
Der Aktionsplan zur „Finanzierung nachhaltigen Wachstums“, den die EU 2018 zur Eindämmung der Klimakrise vorlegte, habe auf den Finanzmärkten als „Gamechanger“ für ein nachhaltigeres, sozial und ökologisch verantwortlicheres Finanzwesen gewirkt, ist die Autorin überzeugt. So trat 2021 eine EU-Verordnung in Kraft, die Anbieter von Finanzprodukten verpflichtet, ihren Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken transparent zu machen. Ab 2022 müssen Bankkunden und -kundinnen bei der Anlageberatung nach ihren Nachhaltigkeitspräferenzen befragt werden.
In ihrem Ratgeber informiert Brockerhoff deshalb über verschiedene grüne Anlagemöglichkeiten. Sie schlüsselt auf, wie sie wirken können und welche Renditen und Risiken sie bergen. Bei ihrer Übersichtstour vergleicht die Autorin eine grüne Geldanlage mit einer Bergwanderung. Darum gliedert sie ihr Buch in acht „Etappen“, die durch einen grafisch gestalteten Überblick eingeleitet werden. Sie startet mit einer Geschichte der Nachhaltigkeit – bis zu den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen. Diese nimmt sie dann zum Ausgangspunkt, um über die „Wirkung des Geldes“ nachzudenken und herauszuarbeiten, in welche Bereiche Banken oder Versicherungen investieren. So finanzieren „grüne Banken“ vor allem Umwelt- und Sozialprojekte. Bei der Aufteilung der eigenen Finanzen müsse der Verbraucher dann aber nicht nur die Ziele der Banken im Blick haben, sondern vor allem die eigenen: Kassensturz, Liquiditätsreserve, Erkennen und Absichern von Risiken, Schulden tilgen und Altersvorsorge aufbauen.
Vom Sparbuch bis zum Crowdinvesting
Um sich für die richtige Route entscheiden zu können, stellt die Autorin Wege vom sicheren Sparbuch bis zum riskanten Crowdinvesting detailliert vor – immer auch unter dem Aspekt, wie nachhaltig sie sind. Das Spektrum reicht von Immobilienfonds als potenzielle „Klimakiller“ bis zu Mikrofinanzfonds, die als „robust“, aber nicht so renditestark gelten. Sie vergeben vor allem Kredite an Menschen im globalen Süden – etwa für Nähmaschinen oder Mobiltelefone. Hier sei die soziale Wirkung sofort messbar. Als Entscheidungshilfe für die Vermögensanlage präsentiert Brockerhoff vier Kriterien, die Interessierte gewichten müssen: Laufzeit, Sicherheit, Rentabilität und Nachhaltigkeit. Dabei geht es auch darum, wie viel Risiko man eingehen will und ob man auch bei „schweren Kursunwettern“ die Nerven behält. Abschließend klopft die Autorin Siegel wie „Ecolabel“ und Ratings wie „ISS-ESG“ daraufhin ab, inwieweit sie Orientierung im Dschungel nachhaltiger Anlagen bieten.
So gerüstet können Leser und Leserinnen eine selbstbestimmte Wahl zwischen verschiedenen Anlagemöglichkeiten treffen. Die politische Einordnung erleichtert ein Interview mit dem Wachstumskritiker Niko Paech, der grüne und renditearme Anlagen für die „beste Wahl“ beim Umgang mit „Geld- und Vermögensüberhang“ hält.
Obwohl Brockerhoff keine konkreten Empfehlungen gibt, bietet ihr informativer Ratgeber eine fundierte und kurzweilige Entscheidungshilfe auch für Laien, die Fachbegriffe erklärt und zahlreiche Literatur- und Informationshinweise gibt. Die Sorgfalt in Inhalt und Aufbau des Ratgebers spiegelt sich in seiner liebevollen Gestaltung mit Zeichnungen und farbigem Druck auf Recyclingpapier.
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