Bestandsaufnahme zur Energieeffizienz

Der Sammelband liefert eine erste Einschätzung, wie es fünf Jahre nach dem Pariser Klimaabkommen um die Energieeffizienz in Entwicklungsländern steht. Eine ebenso ergiebige wie fordernde Lektüre.

Suzana Tavares da Silva und Gabriela Prata Dias (Hrsg.): Energy Efficiency in Developing Countries. Policies and Programmes. Routledge, Abingdon/New York 2020, 316 Seiten, ca. 106 Euro
Wenn es um Klima- und Umweltschutz geht, richten sich die Augen in der Regel auf die großen Emittenten: China, die USA, die Europäische Union oder Indien. Tatsächlich wird in eben diesen Ländern das Gros der Treibhausgase weltweit in die Atmosphäre gepustet. Doch auch in Ländern des globalen Südens schlummern gewaltige Potenziale für Wirtschaftswachstum, und mit diesem steigt auch der Energiebedarf. Schon jetzt wären die politischen Entscheider also gut beraten, beim Thema Klima- und Umweltschutz die großen Volkswirtschaften von morgen mitzudenken.

Die Jura-Professorin und Richterin, Suzana Tavares da Silva, und die Chefin des Copenhagen Centre on Energy Efficiency, Gabriela Prata Dias, haben in ihrem Sammelband genau das getan, und zwar haben sie dabei den Fokus auf die Energieeffizienz gelegt. Welche Gesetze zur Energieeffizienz sind bereits in Kraft? Wie gut werden sie eingehalten? Welche Trends sind zu erkennen? Diesen Fragen gehen sie in rund 20 Entwicklungs- und Schwellenländern auf den Grund: von Mosambik bis zur Mongolei, von Brasilien bis Kap Verde.

Energieeffizienz ist in diesen weniger finanzstarken Ländern ein vielversprechender Ansatz, weil dort Einsparpotenziale schlummern, die wenig kosten. Während etwa Windparks und Wasserkraftanlagen gewaltige Investitionen voraussetzen, sind mit Energieeffizienz schon im Kleinen Erfolge zu erzielen – sei es mit Mindeststandards für Reifendruck, mit Zertifikaten für sparsame Waschmaschinen oder mit optimierten Kochstellen. Und häufig können Verbraucherinnen und Verbraucher mit energieeffizientem Verhalten nicht nur die Umwelt und damit das Klima schonen, sondern auch ihre Gesundheit und ihren Geldbeutel. Nicht zuletzt deshalb sei das Konzept der Energieeffizienz für die Entwicklungszusammenarbeit so interessant, beteuern die Autorinnen. 

Grundsätzlich böten sich mehrere Ansätze, um einen sparsameren Umgang mit Energie zu erreichen: Verbote, Preissignale wie Steuern und Rabatte oder Informationskampagnen. Jedes Land hat dabei seine ganz eigenen Maßnahmenpakete. Immer wieder wird im Buch auch ein Augenmerk auf einzelne Sektoren gelegt: etwa auf den Kampf um Energieeffizienz in der chinesischen Industrie, im georgischen Bausektor oder bei privaten Kochstellen in Ghana. Alle diese Länder haben sich den Verpflichtungen des Pariser Klimaschutzabkommens sowie den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen verschrieben. Beide legen ausdrücklich Ziele für mehr Energieeffizienz fest, die jedes Land in nationale Gesetze und Aktionspläne gießen soll. Ein juristisches Dickicht, das die Autoren penibel durchforsten.

Nicht immer fällt die Lektüre dieses Buches leicht. Die meisten Beiträge richten sich an ein Fachpublikum aus den Bereichen Entwicklungszusammenarbeit, Energiepolitik sowie Energie- und Umweltrecht. Für diesen rengen Zirkel an Experten dürfte der Band durch seine weitgefächerten Fallbeispiele und seine fachliche Dichte sehr interessant sein. Viele Beiträge quillen regelrecht über vor Grafiken, Tabellen und juristischen Exkursen. Immer wieder tauchen auch konkrete Handreichungen auf, wie gute Energiepolitik gelingen kann. Alles sehr spannend, aber auch für Laien nicht leicht zugänglich. Für Einsteiger ist dieser Band wenig hilfreich.
 

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