Evaluieren ohne Ergebnisse

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Die Entwicklungspolitik umgarnt die Wirtschaft mit viel Geld. Die Projekte, die daraus hervorgehen, werden wissenschaftlich untersucht - aber trotzdem weiß niemand, ob das entwicklungspolitisch tatsächlich sinnvoll ist. Zu diesem Schluss kommt eine Auswertung des Deutschen Evaluierungsinstituts für die Entwicklungszusammenarbeit.

Die Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft ist groß in Mode in der internationalen Entwicklungspolitik. Geberländer und multilaterale Entwicklungsagenturen locken Unternehmen mit Anreizen zu Investitionen in Ländern des globalen Südens, öffentliches Geld wird mit Privatkapital gemischt oder Firmen werden beraten, wo und wie sie entwicklungspolitisch sinnvoll investieren können. Bringt das was? Mit Blick auf einzelne Instrumente wie das deutsche Programm für öffentlich-private Entwicklungspartnerschaften ist die Bilanz eher ernüchternd. Aber was lässt sich über solche Einzelfälle hinaus über den Nutzen der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit mit der Wirtschaft sagen? Nicht viel: Dafür ist die Qualität von Evaluierungen und Studien insgesamt einfach zu schlecht. Zu diesem Ergebnis kommt das Deutsche Evaluierungsinstitut für die Entwicklungszusammenarbeit (DEval) in einer Gesamtschau von 51 Evaluierungen und wissenschaftlichen Studien zur Kooperation mit der Wirtschaft.

Vor allem den Evaluierungen von Institutionen wie der deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, der KfW Entwicklungsbank sowie internationaler Agenturen gibt das DEval schlechte Noten. Diese berichten zwar von allerlei günstigen Ergebnissen der Zusammenarbeit mit der Wirtschaft – etwa der Schaffung von Jobs, der Reduzierung von Umweltbelastungen oder der Weitergabe von Wissen. Allerdings werden laut DEval solche Ergebnisse nur selten methodisch sauber auf das begutachtete Entwicklungsvorhaben zurückgeführt.

Auffällige „positive Verzerrung der Evaluierungsergebnisse“

Noch gravierender ist, dass die meisten Evaluierungen keine belastbaren Aussagen zu entwicklungspolitisch übergeordneten Wirkungen machen, also etwa zur Wirkung auf das Wirtschaftswachstum oder auf die Unternehmenslandschaft im Partnerland. Beispiel: Ein Vorhaben mag den Umsatz eines Unternehmens erhöhen, unbeabsichtigt aber zu Verlusten bei anderen Unternehmen führen. So etwas wird in den Evaluierungen nicht berücksichtigt.

Zudem stellt das DEval fest, dass die Evaluierungen fast keine unerwünschten beziehungsweise schädlichen Wirkungen feststellen – das DEval spricht von einer auffälligen „positiven Verzerrung der Evaluierungsergebnisse“. Eine besonders unerwünschte Wirkung in der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit mit der Wirtschaft sind sogenannte Mitnahmeeffekte: Unternehmen lassen sich mit öffentlichem Geld Investitionen subventionieren, die sie ohnehin tätigen wollten. Wie oft das der Fall gewesen sein könnte, dazu sagen die Evaluierungen nichts.

Insgesamt kommt das DEval zu dem Schluss: Es lassen sich „keine robusten Aussagen zur Wirtschaftlichkeit der Ausgaben für die Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft treffen“. Mit anderen Worten: Die Entwicklungspolitik umgarnt die Wirtschaft mit viel Geld, die Projekte, die daraus hervorgehen, werden dann mehr oder weniger aufwändig wissenschaftlich untersucht oder evaluiert, aber trotzdem weiß niemand, ob das alles entwicklungspolitisch sinnvoll ist.

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Eine wirksame Alternative zu „Evaluieren ohne Ergebnisse“ wäre eine FEHLERANALYSE. Dies würde darauf hinweisen, dass kleine und große NGOs permanent Fehler machen – selbst die Evaluierer. Anstatt Evaluierungen bräuchten wir nur Datenbanken mit funktionierenden Projekten – welche es nicht gibt.
Konsequenterweise sollten NGOs nach Leistung bezahlt werden und nicht nach Absichtserklärungen.
Natürlich könnten Medien wie „WELTSICHTEN“ sich auch dieses Themas (Fehleranalyse in der EZA) annehmen, das würde natürlich die Fördergruppe der Weltsichten enorm verstören. Denn die Hand, welche einen füttert, beißt man nicht.
So wird weiter um mehr Geld – Spenden oder Fördergeld – gebeten. Die Armen in den EZA-Ländern werden kaum Verbesserungen spüren, es werden weitere EZA-NGOs entstehen und „Evaluierungen ohne Ergebnisse“ weiter gefördert.
Was nicht gemacht wird, sind Fehleranalysen, den diese können das derzeitige System der „Hilfe“ ändern. Wollen dies die Hilfsorganisationen in der EZA ?

Gerhard Karpiniec
Münchendorf/Österreich

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erschienen in Ausgabe 4 / 2022: Streiten für die Menschenrechte
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