Zum ersten Mal hat ein Malaria-Impfstoff bei einer klinischen Studie in Afrika einen sehr hohen Impfschutz erreicht. Das Vakzin wurde an 450 Kinder in Burkina Faso verabreicht und hatte eine Schutzwirkung von 77 Prozent. Damit liegt er knapp über dem von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen Impfschutz von 75 Prozent. Alle bisher entwickelten Impfstoffe liegen weit darunter.
Seit Jahrzehnten versuchen Forscher einen Malaria-Impfstoff zu entwickeln – bisher ohne Erfolg. Gegen Corona hingegen wurden innerhalb eines Jahres gleich mehrere wirksame Vakzine entwickelt. Warum dauert es bei der Malaria so lange?
Als die ersten Corona-Warnmeldungen aus China kamen, haben die relevanten Biotechnologiefirmen begonnen, an einem Impfstoff zu forschen. Dafür haben sie extrem viel öffentliche Fördergelder erhalten – vor allem im Vergleich zu den Malariaprogrammen. Geld spielt also mit Sicherheit eine Rolle. Gleichzeitig ist es sehr schwierig, einen Impfstoff gegen Malaria zu entwickeln.
Warum?
Der Erreger der Malaria tropica – der Parasit Plasmodium falciparum – ist viel komplexer als das Coronavirus. Das Virus hat nur ein wichtiges Oberflächenprotein, das Spike-Protein, mit dem es in die menschliche Zellen eindringt. Der Parasit hingegen hat eine ganze Reihe davon. Er ist zudem viel variabler und durchläuft verschiedene Entwicklungsstadien. Ein Malaria-Impfstoff muss wahrscheinlich an mehreren Stellen gleichzeitig ansetzen, um den Erreger auszuschalten oder ihn daran zu hindern, sich im Körper zu vermehren.
Wie funktioniert der neue Impfstoff?
Er stellt ein Protein dar, das der Parasit braucht, um die Leber zu befallen. Der Impfstoff regt das Immunsystem dazu an, Antikörper gegen dieses Protein zu bilden. So wird der Parasit bewegungsunfähig gemacht und die Infektion verläuft ohne Erkrankung. Nur wenn der Parasit in die Blutlaufbahn gelangt, erkranken die Menschen. Die Impfung verhindert, dass der Parasit überhaupt erst ins Blut kommt. Falls er es trotzdem schafft, bietet auch der Impfstoff keinen Schutz mehr.
Erfolgversprechende Ergebnisse aus Tübingen
Auch ein vom Universitätsklinikum Tübingen gemeinsam mit dem Biotechnologieunternehmen Sanaria entwickelter Malaria-Impfstoffkandidat zeigt vielversprechende Ergebnisse. In einer ...
Ist schon absehbar, wie lange der Impfstoff schützt?
Nein. Für die Impfstudie wurden die Kinder in Burkina Faso vor der Malaria-Saison geimpft. Ob die Schutzwirkung auch in der darauffolgenden Saison anhält, ist eine entscheidende Frage. Es ist vorgesehen, dass die Kinder vor der Saison noch einmal geimpft werden, um die spezifische Immunantwort zu verstärken. Bei früheren Kandidaten hat die Schutzwirkung teilweise nur für einige Monate gehalten. Da der neue Impfstoff eine höhere Immunantwort hat, könnte auch der Schutz länger anhalten. Die Ergebnisse stehen aber noch aus.
Wann könnte der Impfstoff auf den Markt kommen, wenn er sich in den kommenden Studien bewährt?
Das ist schwer absehbar. Es wäre wünschenswert, dass die Zulassungsbehörden von der Zulassung der Corona-Impfstoffe lernen. Vielleicht könnten manche bürokratische Hürden schneller genommen werden. Denkbar wäre etwa ein Rolling-Review-Verfahren, bei dem die Daten aus den Studien fortlaufend von den Behörden begutachtet werden.
Das Gespräch führte Moritz Elliesen.
In der Politik angekommen
Die Grünen schreiben "Der Kampf gegen Malaria ist noch lange nicht gewonnen und muss wieder intensiver geführt werden. " Ob das auch gemacht wird? (Quelle: https://verbandsbuero.de/bemuehungen-zur-eindaemmung-von-malaria-weiterfuehren-gruene-im-bundestag/)
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