Die Gewalt ist nicht überwunden

EKD-Friedensbeauftragter: Weltkirchenrat sollte Friedensprozesse vorantreiben
EKD-Friedensbeauftragter: Weltkirchenrat sollte Friedensprozesse vorantreiben

(28.10.2013) Im südkoreanischen Busan trifft sich am 30. Oktober der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) zu seiner 10. Vollversammlung. Rund 3000 Teilnehmer aus allen Regionen der Welt beraten bis 8. November unter anderem über gewaltfreie Konfliktlösungen. Mit dabei ist auch Pastor Renke Brahms, Friedensbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Er erhoffe sich von dem Treffen, „dass es unser ,Leitbild eines gerechten Friedens‘ weiter voranbringt“, sagte Brahms zu „welt-sichten“.

Auf der ÖRK-Vollversammlung 1998 in der simbabwischen Hauptstadt Harare hatten sich die Kirchen darauf verständigt, zehn Jahre lang das Eintreten gegen Gewalt und das Engagement für Frieden und Gerechtigkeit in den Mittelpunkt ihrer Arbeit zu rücken. 2001 wurde die „Dekade zur Überwindung von Gewalt“ eröffnet. Heute, zwölf Jahre später, wird sich die Konferenz in Busan wieder mit gewaltreichen Konflikten auseinandersetzen, die längst nicht überwunden sind – etwa dem Krieg in Syrien. „Man dachte, die syrisch-orthodoxe Kirche müsse sich doch auf die Seite der Opposition stellen“, sagt Brahms zu „welt-sichten“. „Aber so einfach ist das nicht. Die Kirche hatte Verbindung zu Präsident Baschar al-Assad und auch Vorteile davon. Das kann man nicht außer Acht lassen.“

Es fehlten klare Worte

Daher sei Syrien ein gutes Beispiel dafür, welche Rolle das diesjährige Weltkirchentreffen spielen könne: „Es geht um die Frage, in welcher konkreten Situation sich Kirchen vor Ort befinden und was sie aus dieser Situation heraus zu einer gewaltfreien Konfliktlösung beitragen können“, erklärte der EKD-Friedensbeauftragte. „Denn Kirchen haben sehr unterschiedliche friedensethische Ansätze.“ Daher müsse man den „Austausch fördern sowohl „in Richtung Praxis“, um Friedensprojekte in den jeweiligen Ländern anzustoßen, „als auch in Richtung politischer Prozesse, also in Richtung Diplomatie, Entwicklung, guter Regierungsführung“.

Brahms hatte in der Vergangenheit kritisiert, dass der Weltkirchenrat zu aktuellen Krisen nicht deutlich genug Position beziehe; wohl aus zu großer Rücksichtnahme auf die Kirchen vor Ort fehlten klare Worte. Diesen Konflikt hätte man thematisieren müssen. 2011 hatte sich der ÖRK bei seiner Friedenskonvokation selbst auferlegt, sich stärker zu positionieren, etwa zur so genannten Schutzpflicht gegenüber Opfern von Kriegsverbrechen und schweren Menschenrechtsverletzungen. Beim Treffen in Busan sollten nun das weitere Streben nach gerechtem Frieden – der mehr sei als die Abwesenheit von Gewalt – und die Bedeutung eben jener Schutzverantwortung der Kirchen geklärt werden, sagte Brahms.

Die ÖRK-Vollversammlung ist das höchste Gremium des Weltkirchenrates. Er zählt rund 500 Millionen Christen in mehr als 340 Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften aus 110 Ländern. Die römisch-katholische Kirche ist nicht Mitglied des Weltkirchenrates, aber es gibt Kooperationen. Die Vollversammlung trifft sich etwa alle sieben Jahre, zuletzt 2006 im brasilianischen Porto Alegre. Offiziell gegründet wurde der Ökumenische Rat der Kirchen 1948 auf der 1. Vollversammlung in Amsterdam. In Busan will man auch für eine soziale Gestaltung der Globalisierung werben und sich schwerpunktmäßig mit dem Thema Klimawandel beschäftigen. (osk)

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