Auch Simbabwe hat einen Edward Snowden

Insider offenbart auf Facebook Interna aus der Regierung
Insider offenbart auf Facebook Interna aus der Regierung

(31.7.2013) Simbabwe wählt einen neuen Präsidenten. Doch Robert Mugabe, der 89 Jahre alte Diktator, der mit allen Mitteln an der Macht bleiben will, hat wohl weniger die Opposition zu fürchten. Sein größter Gegner ist ein Phantom namens Baba Jukwa.

„Überall in Simbabwe flüstern sie seinen Namen, in Bussen und Bars und an jeder Straßenecke.“ So schreibt es die Nachrichtenagentur Associated Press (AP). Der Name, den sie flüstern, lautet Baba Jukwa – was in der lokalen Sprache der Shona „Jukwas Vater“ bedeutet. Wie Jukwas Vater wirklich heißt, das weiß in Simbabwe allerdings keiner. Denn Baba Jukwa ist ein Pseudonym, das sich einer – oder mehrere – gegeben hat, um im sozialen Netzwerk Facebook über die „korrupten und tödlichen“ Machenschaften von Robert Mugabe und seiner Partei Zanu-PF zu berichten. Er selbst sei, schreibt Baba Jukwa, ein Zanu-PF-Insider, „entmutigt“ vom autoritären Führungsstil Mugabes.

286.000 Anhänger hat seine Facebook-Seite, aber es ist zu vermuten, dass viele Tausende mehr anonym verfolgen, was er über Geheimoperationen, Auftragsmorde, Korruptionsfälle, Einschüchterungen und Wahlfälschungen offenbart. Die simbabwische Zeitung „Newsday“ schilderte zum Beispiel am 21. Juni den Fall des ehemaligen Ministers für Bergbau und Entwicklung, Edward Chindori-Chininga, der unter mysteriösen Umständen zu Tode kam. Baba Jukwa habe ihn auf Facebook vorgewarnt: Mugabes Mafia beschuldige den Ex-Minister des Geheimnisverrats, er müsse um sein Leben fürchten, hieß es dort.

Jetzt, schreibt AP, hätten die Simbabwer endlich ungehinderten Zugang zu dem, was sie schon immer wissen wollten, aber nie zu fragen wagten, aus Angst verhaftet zu werden. Laut den Sicherheitsgesetzen des Landes ist es eine Straftat, die Autorität des Präsidenten zu untergraben. Und nichts anderes tut Baba Jukwa – er postet Details über Orte, Zeiten und Inhalte von „Undercover-Konferenzen“ des Politbüros, er erhebt Vorwürfe von Vergewaltigung, Mord und Korruption hochrangiger Beamter.

Baba Jukwa stärkt die Zivilgesellschaft, sagt Volker Kasch von Misereor

„Oftmals veröffentlicht er auch die Handynummern der Beschuldigten und fordert die Öffentlichkeit auf, sie mit Anrufen und Fragen zu bombardieren“, schreibt Andrew Harding, Afrika-Korrespondent der BBC. Es gebe Zanu-PF-Mitglieder, die mittlerweile Angst hätten, während einer Sitzung auf die Toilette zu gehen, da sie in Verdacht geraten könnten, dort per Smartphone Nachrichten zu verschicken. Und Mugabe habe ein Kopfgeld von 300.000 US-Dollar auf Baba Jukwa respektive seine Enttarnung ausgeschrieben. Kein Wunder, dass BBC-Korrespondent Harding auf seine Bitte nach einem persönlichen Treffen mit Baba Jukwa keine Antwort erhalten hat.

Für Volker Kasch, entwicklungspolitischer Beauftragter des katholischen Hilfswerks Misereor, bedeutet Baba Jukwa eine „Stärkung der Zivilgesellschaft“ in Simbabwe – einem Land, in dem es sonst kaum Zugang zu freien und unabhängigen Informationen gibt. Er hält seine Offenbarungen für glaubwürdig: „Er muss aus dem engsten Zirkel der Partei stammen“, sagte Kasch im Gespräch mit „welt-sichten“. Über das Ergebnis der Präsidentschaftswahlen macht sich Kasch allerdings  keine Illusionen: „Am Schluss wird herauskommen, dass Mugabe gewonnen hat.“, sagt er. „Aber auch, wie er gewonnen hat.“ (Tanja Kokoska)

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