Seit nunmehr 20 Jahren herrscht Bürgerkrieg in Somalia, und oft dachte man in diesen zwei Jahrzehnten, dass es schlimmer eigentlich nicht kommen könne. So auch jetzt wieder: Mitte April haben laut Medienberichten Milizen der so genannten Übergangsregierung in der Hauptstadt Mogadischu drei Menschen erschossen, die an einer Demonstration teilnahmen, die der Sprecher des somalischen Übergangsparlaments organisiert haben soll
Autor
Der Hintergrund: Die Demonstranten taten ihren Unmut darüber kund, dass die Regierung kurz zuvor einem von den Vereinten Nationen veranstalteten Treffen ferngeblieben war, bei dem es einmal mehr um die Zukunft des Landes ging. Präsident Sheikh Sharif Sheikh Ahmed indes bezichtigte die UN, sie wollten Somalia spalten - als gäbe es da noch etwas zu spalten. Und von seinem Gegenspieler, Parlamentssprecher Sharif Hassan Sheikh Aden, vermutet der Präsident, er und der UN-Sondergesandte für Somalia, Augustine Mahiga, wollten ihn stürzen. Mit anderen Worten: Diejenigen, die das geschundene Land am Horn von Afrika eigentlich befrieden sollen und dafür seit Jahren von der internationalen Gemeinschaft bezahlt werden, sind sich selbst spinnefeind und schrecken nicht davor zurück, auf die Anhänger des anderen schießen zu lassen.
Auch in Somalia geht es nur um Machterhalt: Im August dieses Jahres enden die Mandate für die Übergangsregierung sowie das Übergangsparlament; dann müsste eigentlich gewählt werden. Doch im Februar hatte das Parlament eigenmächtig seine Amtszeit um drei Jahre verlängert - und sich damit den Zorn des Präsidenten zugezogen, der sich übergangen fühlte. Die Regierung indes geht nicht etwa mit gutem Beispiel voran, sondern kündigte ihrerseits an, sie wolle ein Jahr länger im Amt bleiben.
Wahlen in Somalia - das klingt derzeit tatsächlich nach einer irrsinnigen Idee. Andererseits dürfte sich die Lage kaum bessern, wenn die amtierenden Machthaber, die bislang kaum etwas zuwege gebracht haben, weiter am Ruder bleiben. Der somalische Alptraum geht weiter.
Neuen Kommentar hinzufügen