Ungewöhnliches Bündnis

Vor drei Jahren haben sich in der Schweiz die Pharmaindustrie, Hilfsorganisationen, die Schweizer Regierung und die Wissenschaft zu einer Allianz im Kampf gegen Malaria zusammengeschlossen. Die Gruppe hat Potenzial, macht bislang aber zu wenig daraus.

Jährlich erkranken 200 Millionen Menschen an Malaria. Alle 45 Sekunden stirbt in Afrika ein Kind an der Krankheit, 700.000 pro Jahr. Malaria ist mit ein Grund, warum die Wirtschaft in den betroffenen Ländern lahmt. Experten schätzen den volkswirtschaftlichen Schaden allein in Afrika auf rund 15 Milliarden Franken pro Jahr.

Die Swiss Malaria Group (SMG) hat Anfang Mai in Bern eine Ausstellung eröffnet, um auf die Krankheit aufmerksam zu machen. Dies ist eine der wenigen größeren Aktionen der Allianz, die aus Mitgliedern aus der Privatwirtschaft, nichtstaatlichen Organisationen (NGO) und Forschungsstellen besteht. Die Federführung hat die schweizerische Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA).

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Als die Allianz vor drei Jahren ins Leben gerufen wurde, waren die Absichten weit höher. Auf Anregung der DEZA seien gemeinsame Auslandprojekte in Mosambik, Benin und Liberia geplant gewesen, sagt Marcel Tanner vom Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut in Basel. Tanner ist seit der ersten Stunde mit dabei und hat viele Diskussionen über die Ausrichtung und die unterschiedlichen Interessen der einzelnen Mitglieder miterlebt. Seiner Ansicht nach steht die Malaria-Gruppe „noch in den Kinderschuhen".

Die Konzerne profitieren von den Kontakten der NGOs

Zwar werden untereinander viele Synergien genutzt. So bezieht beispielsweise das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) günstig Malariamedikamente von Novartis. Oder die Großkonzerne profitieren von den engen Kontakten der NGOs zur Bevölkerung in den von Malaria betroffenen Gebieten. Insgesamt aber beschränkt sich die SMG bis heute vor allem auf Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit in der Schweiz.

Für Tanner reicht das nicht: „Uns fehlen gemeinsame Projekte und die dazu nötigen Gelder." Die Allianz finanziert sich bisher weitgehend selbst. Wenn ein Projekt wie die Ausstellung in Bern geplant wird, wirft jedes Mitglied einen Beitrag in den Topf. Dass Konzerne dabei mehr einzahlen als die kleinen NGOs, liegt auf der Hand. Das funktioniert zwar gut, aber für die Finanzierung von Malariaprojekten braucht es mehr Geld. Es müssten deshalb dringend mehr öffentliche Mittel zur Verfügung gestellt werden, sagt Thomas Achard, Malariaspezialist vom SRK. Die Ausgaben der Schweiz für medizinische Hilfe und Gesundheitsförderung in Entwicklungsländern betragen pro Jahr 0,025 Prozent des Bruttoinlandeinkommens. Dies geht aus einer neuen Studie hervor, die auf Zahlen der OECD beruht. Damit liegt die Schweiz in Europa an zweitletzter Stelle. Nur Italien zahlt noch weniger.

Neben dem Geld sorgen die unterschiedlichen Interessen und Prioritäten der Allianzmitglieder immer wieder für Gesprächsstoff - trotz des gemeinsamen Ziels. „Manchmal ist es schwierig, die unterschiedlichen Ansichten unter einen Hut zu bringen", sagt Evelin Stettler von der DEZA. Als die Ausstellung geplant wurde, war man sich zum Beispiel zunächst nicht einig, welche Aspekte beleuchtet werden sollten und welche nicht. Der Basler Chemiekonzern Syngenta findet diese Vielfalt eine Chance, voneinander zu lernen. Und Marcel Tanner betont, dass man im Kampf gegen die Malaria nur mit vereinten Kräften weiterkomme. Fortschritte gibt es: Laut der Malaria-Gruppe sind die Erkrankungsraten in elf afrikanischen Ländern in den letzten zehn Jahren um mehr als die Hälfte gesunken, darunter in Tansania und Mali.

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erschienen in Ausgabe 6 / 2011: Wir konsumieren uns zu Tode
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