Es gibt Leute, die ernsthaft fordern, der Mensch solle weniger Fleisch essen und weniger Auto fahren. Dann müsste nicht so viel Soja und anderes Tierfutter sowie Biotreibstoff angebaut werden. Auf den frei werdenden Flächen könnten stattdessen Lebensmittel gepflanzt werden – zum essen. Und alle würden satt.
Eine rührende Vorstellung, aber hoffnungslos altmodisch. Noch nie etwas von „Vertical Farming“ gehört? Von Landwirtschaft in Städten und Hochhäusern? Damit ist nicht Ihr Basilikum oder Zupfsalat auf dem Balkon gemeint. Nein, es geht um Wolkenkratzer als Treibhäuser, voll mit Tomaten, Gurken, Reis und Mais, Bananen und Melonen. Vom Erdgeschoss bis zum 110. Stock. In Südkorea probiert das ein Agrarwissenschaftler gerade aus.
Ein Professor in New York hat ausgerechnet, dass 160 vertikale Treibhäuser mit jeweils 30 Stockwerken seine gesamte Heimatstadt ernähren könnten. In genug Hochhäusern könnte man also Essen für einen Großteil der Weltbevölkerung pflanzen, vor allem für die drei Milliarden Menschen, die bis 2050 zu den heute schon sechs Milliarden noch dazu kommen. Die Bewohner der Häuser müssten natürlich ausziehen. Aber wohin? Freie Flächen würden für Energiepflanzen benötigt, denn die Indoor-Treibhäuser müssen beheizt und künstlich beleuchtet werden. Damit die Tomaten auch rot werden. Um den Weizenertrag eines Jahres der USA vertikal anzubauen, bräuchte man allein für die Beleuchtung achtmal so viel Strom, wie alle Kraftwerke des Landes zusammen produzieren.
Der Mensch müsste also dahin zurück, woher er gekommen ist: in Höhlen. Oder fremde Planeten besiedeln. Weniger Fleisch essen und weniger Auto fahren? Pah! Warum einfach, wenn’s auch umständlich geht.
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