Die Schädel waren nach Berlin gebracht worden und hatten dort der wissenschaftlichen Forschung gedient; bis heute ist nicht klar, wie diese im Detail aussah. 2008 hatte Namibia ein offizielles Rückgabeersuchen an die Bundesregierung gestellt und ein Forschungsprojekt angeregt, um die genaue Herkunft, Alter und Todesursache der in der Charité lagernden menschlichen Überreste zu ergründen. Das Charité Human Remains Project konnte die Herkunft klären, nicht aber die genaue Todesursache. Weitere Gebeine müssen noch untersucht und sollen dann anschließend ebenfalls in ihr Herkunftsland zurückgebracht werden. Der Vorstand der Charité bedauerte „zutiefst die Verbrechen, die damals auch im Namen eines pervertierten Konzepts von wissenschaftlichem Fortschritt begangen worden sind“ und entschuldigte sich bei den Nachfahren der Opfer.
Autorin
Claudia Mende
ist freie Journalistin in München und ständige Korrespondentin von „welt-sichten“. www.claudia-mende.deBei der Zeremonie forderten die Vertreter Namibias lautstark eine offizielle Entschuldigung der Bundesregierung für die brutale Niederschlagung von Aufständen der Nama, Herero und Damara gegen die deutsche Kolonialherrschaft in den Jahren 1904 bis 1908 mit bis zu 95.000 Toten. Die Bundesregierung hat diese Massaker bisher nicht als Völkermord anerkannt und lehnt eine Entschuldigung deshalb ab. Außenamt-Staatsministerin Cornelia Pieper bat in Berlin „das namibische Volk im Namen der deutschen Regierung um Versöhnung“. Zu Unmut hatte bei der namibischen Delegation auch geführt, dass die Bundesregierung bei der Zeremonie nicht auf Ministerebene vertreten war.
Zivilgesellschaftliche Gruppen, die sich mit der kolonialen Vergangenheit Deutschlands beschäftigen, haben sich den Forderungen aus Namibia angeschlossen. Sie verlangen nicht nur die Rückgabe sämtlicher sterblicher Überreste von Afrikanern, die noch in deutschen Museen und Forschungseinrichtungen lagern, sondern auch eine offizielle Entschuldigung der Bundesregierung für den Vernichtungskrieg der deutschen Kolonialtruppen sowie Reparationszahlungen für begangenes Unrecht an die betroffenen Länder.
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