Den künftigen Stürmen trotzen

In der Stadt Danang im Zentrum Vietnams sind Natur­katas­trophen nicht neu. Doch die Erderwärmung wird die Gefahren zum Beispiel von plötzlichen Sturzfluten noch vergrößern. Die Stadt­regierung will sich darauf vorbereiten und zum Beispiel Deiche bauen und verwundbaren Gruppen helfen. Ihr ehr­geiziges Wachstumsprogramm, das auch Umsied­lungen vorsieht, könnte aber manche Gefahren eher vergrößern.

Drei Jahre haben Tran Cong Da und seine Familie in einem Haus ohne richtiges Dach gelebt. Der Taifun „Ketsana“ hatte 2009 in seinem Viertel Tho Quang, das an der Ostküste liegt und zu den ärmsten in Danang gehört, viele Häuser beschädigt und praktisch alle Dächer abgerissen, erzählt er. Viele haben danach das Wellblech aus dem Meer gefischt und wieder mit Draht, der quer darüber gezogen wird, an den Mauern befestigt. „Wir hatten aber kein Geld für die nötigen Reparaturen“, sagt Tran. Er schlägt sich als Moped-Taxifahrer durch, seine Frau ist Straßenhändlerin. Zusammen verdienen sie ungefähr 3,5 Millionen Dong im Monat, etwa 130 Euro. Sie blieben in ihrem beschädigten Haus, das wie viele hier ein Stockwerk und einen Schutzraum mit Zwischendecke hat. „Bei Regen, wenn das Wasser steigt, mussten wir unsere Sachen auf diese Zwischendecke räumen oder, wenn es schlimm wurde, zu Verwandten gehen“, erzählt er. Außer einem Bett, einer Kommode und einem zerschlissenen Sofa stehen im Wohnraum kaum Möbel.

Autor

Bernd Ludermann

ist Chefredakteur von "welt-sichten".

Vor einem Monat konnte die Familie nun die dünnen Ziegelmauern mit Betonsäulen verstärken und ein neues Dach einsetzen lassen. Die Balken sind jetzt eingemauert, so dass der Wind schwer darunter fassen kann. Doch es ist immer noch aus Wellblech und mit Draht gesichert. Ermöglicht hat die Reparatur ein Kleinkredit von der Frauen-Union Danang über 20 Millionen Dong, der Hälfte der Kosten. Der staatsnahe Frauenverband vergibt im Rahmen eines von der US-amerikanischen Rockefeller-Stiftung finanzierten Programms zur Klima-Anpassung Kredite für sturmfeste Häuser an arme Familien. „Darunter sind viele Witwen – gerade unter Fischern“, sagt die Leiterin der Frauen-Union, Do Thi Kim Linh. Denn 2006 habe ein ungewöhnlich starker Taifun plötzlich die Richtung geändert, so dass Fischer auf See nicht mehr gewarnt werden konnten; viele sind umgekommen.

Stürme oder Starkregen sind in Vietnam natürlich nicht neu. Frau Linh ist jedoch überzeugt, dass sie mit dem Klimawandel schlimmer werden. Die Modellrechnungen des Weltklimarates IPCC bestätigen das teilweise: Danach treten Hitzewellen und Starkregen in Südostasien künftig häufiger auf. Wirbelstürme werden in den Tropen möglicherweise stärker – ob auch häufiger, ist jedoch unklar.

An Überflutungen ist nicht der Starkregen schuld, sondern die Kanalisation

Der IPCC macht in seinem letzten Sonderbericht über Katastrophen und Klima-Anpassung aber auch klar, dass Naturereignisse nur einer der Faktoren von Katastrophen sind. Mit entscheidend ist, wie viele Menschen in gefährdeten Gebieten wohnen; wie verwundbar sie sind, weil zum Beispiel der Flutschutz schlecht ist; und wie gut sie in der Lage sind, sich an Klimaänderungen anzupassen. Der Moped-Taxifahrer kann das bestätigen: Dass sein Viertel bei Starkregen überflutet wird, liegt nicht am Wetter, sondern an der unzulänglichen Kanalisation, erklärt Tran Cong Da. Die Abflussgräben verlaufen unter den Betonplatten der Straßendecke und waren verstopft. „Wir haben einen Beitrag zahlen müssen und die Stadt hat sie kürzlich gesäubert“, erzählt er. „Jetzt steigt das Wasser bei Regen nur noch 15 Zentimeter hoch, nicht mehr einen halben Meter.“

Dass in Asien Naturkatastrophen so viele Menschen treffen, liegt an der hohen Bevölkerungsdichte und der schnellen Verstädterung. Vietnam gehört zu den zehn Ländern, in denen laut dem Globalen Klimarisiko-Index von Germanwatch Wetterextreme bereits die größten Schäden anrichten. Denn ein großer Teil der Bevölkerung lebt in gefährdeten Zonen, den Deltas des Mekong und des Roten Flusses oder an der Küste. Die Regierung Vietnams hat deshalb 2008 einen nationalen Plan für Anpassung an den Klimawandel verabschiedet und damit den Startschuss für entsprechende Planungen der Provinzen gegeben.

Rund 1 Million der 90 Millionen Vietnamesen ziehen jedes Jahr vom Land in die Stadt. In Danang ist die Zahl der Einwohner im vergangenen Jahrzehnt um 2,6 Prozent pro Jahr gewachsen auf etwas unter einer Million. „Nicht nur die Natur, auch die Urbanisierung erzeugt Risiken“, betont Vu Canh Toan vom Forschungsinstitut NISTPASS, das zum Ministerium für Wissenschaft und Technologie in Hanoi gehört. Er koordiniert das von der Rockefeller-Stiftung finanzierte Programm zur Klima-Anpassung in drei Städten Vietnams, darunter Danang.
Hier können mit dem Klimawandel Änderungen bei Taifunen, Niederschlägen und dem Meeresspiegel zur Gefahr werden. Hoang Thanh Hoa, der Vizedirektor des Zentrums für Bewässerung und Flutschutz im Landwirtschaftsministerium Danangs und Leiter des Katastrophenschutzes, sieht bereits Anzeichen. Tropische Stürme seien stärker als früher, träten in Monaten auf, in denen es sie früher nicht gab, und änderten manchmal unerwartet ihren Weg. Das erschwere die Frühwarnung.

Fluten, erklärt er, haben mit der Lage der Stadt zu tun. Danang liegt wenige Meter über dem Meeresspiegel an einer Bucht, die von steilen Bergen umgeben ist. Deshalb gibt es nicht nur Überflutungen, bei denen das Wasser langsam steigt. Starkregen in den nahen Bergen lassen auch in den feuchten Monaten Ende des Jahres die Flüsse immer wieder schnell anschwellen und verursachen rasch steigende so genannte flash floods. Sie sind laut Hoang schwer vorherzusagen und nehmen zu. Das scheint plausibel: Bis Mitte des Jahrhundert dürften laut dem nationalen Institut für Wetter, Wasserkunde und Umwelt (IMHEN) die Niederschläge in Danang in der nassen Jahreszeit um 5 bis 7 Prozent steigen und in der trockenen um 2 bis 3 Prozent sinken – je nachdem, ob die globalen Treibhausgasemissionen und damit die Erderwärmung dem mittleren, hohen oder sehr hohen Szenario des IPCC folgen.

Für die Bauern wird eher die Trockenheit zum Problem

Obwohl das Klima insgesamt noch feuchter wird, wird in der ersten Jahreshälfte auch Trockenheit zum Problem, vor allem für Bauern. Danang hat den Status einer Provinz; dazu gehört der breite Streifen Agrarland, der die Stadt umgibt. Wenn es in den Bergen weniger regnet, strömt weniger Süßwasser die Flüsse hinab und Salzwasser aus dem Meer kann in ihren Unterlauf eindringen, sagt Hoang – besonders wenn zugleich der Meeresspiegel steigt. Zum saisonalen Wassermangel tragen Abholzung in den Bergen sowie die Staudämme in der Nachbarprovinz bei. Das Trinkwasser will Danang nun weiter oben aus den Flüssen entnehmen. Das hilft aber den Bauern nicht, die das salzige Flusswasser im Frühjahr nicht mehr auf die Reisfelder leiten können.

Um den Flut- und Katastrophenschutz auf Klimaänderungen einzustellen, muss man wissen, welche Stadtteile und Gruppen gefährdet sind. Das von der Rockefeller-Stiftung finanzierte Programm hat dies in Danang erhoben; unter anderem wurde die Bevölkerung nach heutigen Gefahren befragt und dann die zu erwartenden Klimafolgen einbezogen. Das Ergebnis ist wenig überraschend: Besonders verwundbar sind viele der ärmsten Viertel, darunter die an der Ostküste und ländliche Regionen am Stadtrand. Nicht berücksichtigt ist hier die künftige Stadtentwicklung; von ihr hängt ab, wie stark welche Viertel in 30 Jahren verwundbar sein werden. Zudem sind nicht alle Klimafolgen für Da­nang gleich bedrohlich: Dürren sind leichter beherrschbar als Fluten und Stürme, und der langsame Anstieg des Meeresspiegels dürfte bis weit in die zweite Jahrhunderthälfte nur überschaubare Flächen direkt treffen – darunter allerdings die der Luxus-Touristenresorts an der Küste.

Auf dieser Grundlage hat Danang einen Klima-Aktionsplan entwickelt. Zu den Hauptzielen gehört, arme und verwundbare Gruppen besonders zu unterstützen. Das meiste Geld ist indes dafür vorgesehen, das Bewusstsein für die Folgen des Klimawandels zu fördern – dabei scheint es, dass vielen in Danang die Gefahren schon bewusst sind. Weiter sollen Klimafragen zur Querschnittsaufgabe werden: Alle Behörden sollen sie stets im Blick haben und ihre Koordination und Planungsfähigkeit verbessern.

Danang hofft für seine Klimapläne auf die internationalen Geber

Dazu will die Stadt internationale Hilfe einwerben. Vietnams Behörden rechnen hier mit Vorlieben der Geber: Die Regierung erwartet laut ihrem nationalen Klima-Anpassungsplan, dass die Entwicklungshilfe für das Land sinkt, weil es inzwischen zu den Ländern mit mittlerem Einkommen gehört und die Armutsrate stark gefallen ist, dass aber die Klima-Mittel steigen. In der Tat unterstützt eine Reihe Geber Danangs Klima- und Umweltpläne, darunter die Weltbank und die Asiatische Entwicklungsbank. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) berät die Stadt bei der Umsetzung der Umweltpläne und unterstützt die Fortschreibung der Stadtplanung unter Einbezug von Umwelt- und Klimathemen. Unter anderem sollen zwei Modelle zur Hydrologie, also zum Verhalten der Gewässer und ihrem Management, zusammengeführt und für die Planung nutzbar gemacht werden.

Klima und Umwelt zur Querschnittsaufgabe zu machen, ist in Danang jedoch nicht einfacher als in Deutschland. Für Katastrophenschutz ist das Landwirtschaftsministerium, für Klimafragen das Umweltministerium, für die Raumplanung das Bauministerium zuständig. Sie nutzen nicht einmal überall dieselbe Datenbasis. Im Stadtplanungsinstitut, das dem Bauministerium zugeordnet ist, löst das Thema Klimawandel deutlich weniger Sorge aus als im Amt für Katastrophenschutz. Die Planer sind hier überzeugt, dass die Folgen des Klimawandels sich im Rahmen der Modernisierung und des starken Ausbaus der Stadt, die sie ohnehin anstreben, in den Griff bekommen lassen. „Zentralvietnam ist ja nicht so stark gefährdet wie etwa das Mekong-Delta“, sagt der Vizedirektor des Instituts, Thai Ngoc Trung.

Priorität hat der verständliche Wunsch, Danang in eine moderne, prosperierende Metropole zu verwandeln. Die Pläne dazu sind ambitioniert: Die Bevölkerung soll bis 2030 auf rund 2,5 Millionen wachsen – das wäre etwa doppelt so schnell wie bisher. Der Tourismus an der Küste soll weiter stark ausgebaut und ein High-Tech-Park angelegt werden, um die nötigen Arbeitsplätze zu schaffen. Ein Schnellbussystem ist geplant und langfristig auch eine U-Bahn. Die Siedlungsfläche soll sich mindestens verdoppeln; besonders am Stadtrand, erklärt Thai Ngoc Trung, werden neue Wohnviertel entstehen.

Zum Schutz vor den Klimafolgen setzen die Planer auf Deiche an Küsten und Flussufern. Die Infrastruktur sei wenig gefährdet, nur ein Teil der Stromleitungen könne zum Schutz vor Stürmen unter die Erde verlegt werden. Die Häuser in den armen Stadtteilen würden nach und nach ohnehin durch neue, sturmfeste ersetzt. Und für besonders gefährdete Stadtteile seien Umsiedlungen vorgesehen in Gebiete, in denen das Terrain mit Erde aus den Bergen künstlich erhöht wird, erklärt Thai Ngoc Trung. Ein Areal werde bereits umgesiedelt – freiwillig: Die Regierung zahle Entschädigungen und stelle Land für neue Häuser zur Verfügung.

Burkhard von Rabenau hat an dem Plan seine Zweifel. Der Ökonom und emeritierte Professor für Stadt- und Regionalplanung war mehrfach als Kurzzeitexperte für die GIZ in Da Nang. Er vermisst zum Beispiel Überlegungen, ob und unter welchen Bedingungen ein High-Tech-Park wirtschaftlich erfolgreich sein kann, und sieht einen Widerspruch darin, in den öffentlichen Verkehr zu investieren und gleichzeitig einer höheren Siedlungsdichte im Stadtzentrum entgegenzuwirken.

Was bedeutet Anpassung für verwundbare Gruppen?

Tatsächlich wohnt man in Danang lange nicht so gedrängt wie etwa in Hanoi. Nur wenige Häuser im Zentrum sind höher als vier Geschosse und endlose Staus gibt es kaum. Die Raumplanung hat offenbar auch politische Gründe: Der Erfolg der Kader wird im kommunistischen Vietnam eher an Wirtschaftsdaten gemessen als am Umweltschutz. Und Danang finanziert seinen Haushalt zum guten Teil aus dem Verkauf von Landnutzungsrechten und hat deshalb ein Interesse daran, die Siedlungsfläche auszuweiten und Land am Stadtrand umzuwidmen.

Untrennbar: Armutsbekämpfung und Umweltschutz

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Bleibt die Frage,  was das für die Klima-Anpassung und für verwundbare Gruppen bedeutet. Zum Beispiel für die Gemeinde Hoa Lien am Nordrand der Stadt, wo etwa 14.000 Menschen leben. Einstöckige Häuser mit Blechdach säumen schlammige Straßen zwischen den Feldern. „Früher haben 85 Prozent der Menschen hier von Landwirtschaft gelebt, heute noch 45 Prozent“, erklärt der Vorsitzende des Volkskomitees der Gemeinde, Herr Tu. Ihr Land wurde für Industrie gebraucht. Die Hälfte der Bauern musste umziehen. Zwar habe der Staat ihnen Wohnungen angeboten, eine Entschädigung gezahlt und eine Berufsausbildung verschafft, zum Beispiel zum Textilarbeiter, aber Arbeitsplätze fehlten.

Jenseits des schmalen Flusses liegt Truong Dich, eins der verbliebenen Bauerndörfer – auf einer besonders flutgefährdeten Fläche. Das freiwillige Rettungsteam des Dorfes hat sich im Schutzhaus versammelt. Zuletzt mussten im Oktober 2011 viele hier Zuflucht suchen, und bei flash floods muss das schnell gehen, berichten sie. Die deutsche Hilfsorganisation Malteser International unterstützt hier den Katastrophenschutz an der Basis – etwa mit Rettungswesten und Training. „Fluten und Stürme verursachen Infektionen wie Durchfall und Hautkrankheiten. Da helfen uns eine Erste-Hilfe-Ausbildung und ein Medikamentenkasten“, sagt Frau Huynh Thi Thuong. Der Gesundheitsposten der Gemeinde ist bei Flut kaum erreichbar.

Doch auch wenn ihre Häuser jedes Jahr unter Wasser stehen: Wegziehen wollen die Bauern nicht. Sie brauchen die Flut sogar, denn die Ablagerungen machen die Felder fruchtbar. Bedrohlich finden sie allerdings, dass Fluten öfter auftreten und höher steigen als früher. Das führen sie auf die Abholzung flussaufwärts zurück und darauf, dass die neuen Gebäude in der Umgebung das Wasser zurückstauen – mit anderen Worten: auf Mängel der Stadtplanung.

Im kleinen Dorf An Lu’u nicht weit von der Ostküste gibt es keine flash floods. Der  nahe Fluss überschwemmt in dem tellerflachen Gebiet langsam und regelmäßig für drei bis sieben Tage die Äcker und viele der einstöckigen Häuser. „Man kann schwer höher bauen, weil der Boden weich ist“, erklärt Huynh Kim, der Leiter des Katastrophenschutzes der Gemeinde. Das Gemeindehaus auf Stelzen, das mit Hilfe aus Luxemburg und den Niederlanden gebaut wurde, bietet dann eine Zuflucht. „Doch die Flut ist bisher kein großes Problem“, meint Huynh gelassen; auch wenn sie nun schneller und höher steigt, weil – davon ist er überzeugt – der Staudamm am Oberlauf bei Starkregen zu viel Wasser ablässt. Zudem stauten neue, auf Deichen angelegte Straßen das Wasser.

Ob Umsiedlungen der Klima-Anpassung dienen, ist mehr als fraglich

Schlimmer sei aber, dass der Fluss, der praktisch auf Höhe des Meeresspiegels träge am Dorf vorbeizieht, im Sommer versalze. Auch dazu trage der Staudamm bei, sagt Le Viet Bay, der den Katastrophenschutz im Dorf leitet: Er lässt bei Trockenheit wenig Wasser ab. Doch auch der Klimawandel sei eine Ursache: „Es gibt heute sechs Monate ohne Regen, nicht nur drei wie früher. Und es wird oft über 40 Grad heiß.“ Man kann im Sommer nicht mehr bewässern und die Bauern haben nur noch eine Reisernte im Jahr statt früher drei. Zudem mussten sie schon Ackerland abgeben – unter anderem für die Ansiedlung von Umgesiedelten. Doch Landwirtschaft hat hier ohnehin keine Zukunft: Das Dorf soll bis 2020 umgesiedelt und das Land anders verwendet werden. Die beiden sehen das mit gemischten Gefühlen. Für junge Leute bringe die Stadt neue Chancen, zumal sie eine gute Kompensation erhielten; „für uns Alte aber ist das nichts mehr“.

Ob solche Umsiedlungen der Klima-Anpassung dienen, ist indes fraglich. Bauern leben hier mit Fluten und brauchen sie sogar, während sie in Städten nur schädlich sind. Und wenn Äcker am Stadtrand, auf denen immer wieder meterhoch Wasser steht, erhöht und zugebaut werden, wo bleibt dieses Wasser dann – zumal wenn es mit dem Klimawandel noch mehr wird? „Das Flutproblem wird dann größer“, sagt der Leiter des UN-Programms für menschliche Siedlungen (UN-HABITAT) in Vietnam, Nguyen Quang. Umsiedlungen könnten nicht das erste, sondern nur das letzte Mittel in gefährdeten Gebieten sein. Eher solle man in armen Vierteln in Zentrum die Infrastruktur verbessern, etwa die Kanalisation und Trinkwasserversorgung.

Die meisten Risiken verursacht nicht der Klimawandel. „Aber der wird künftig bestehende sozio-ökonomische Probleme verschärfen und mit dem Anstieg des Meeresspiegels neue schaffen – besonders im Mekong-Delta, aber auch in den Küstenstädten“, sagt Vu Canh Toan von NISTPASS. Darauf sollte die Stadtplanung sich einstellen. Sie müsse allerdings mit einer doppelten Unsicherheit umgehen: Nicht nur die Klimafolgen, sondern auch die wirtschaftliche und soziale Entwicklung sind ungewiss. Flexibilität und eine stärkere Einbeziehung der Betroffenen sind deshalb für Nguyen Quang gefragt. Bauten sind dauerhaft – und damit auch ihre Fehler.

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erschienen in Ausgabe 12 / 2012: Leben mit dem Klimawandel
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