Rückendeckung von Freiwilligen

Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) wird zusammen mit der Act Alliance und dem Lutherischen Weltbund ökumenische Begleiter nach Kolumbien schicken. Ähnlich wie bei dem seit einigen Jahren laufenden Begleitprogramm für Palästina und Israel sollen Freiwillige für einige Monate Menschen begleiten, die sich für ein Ende der Gewalt in Kolumbien einsetzen.

Seit mehr als 40 Jahren herrscht in Kolumbien ein Bürgerkrieg zwischen Militär, paramilitärischen Verbänden und ursprünglich links gerichteten Guerilla-gruppen. Mehr als 200.000 Opfer haben die Auseinandersetzungen bereits gefordert, und 3 bis 5 Millionen der 44 Millionen Kolumbianer sind im Land vertrieben. Wer sich in Kolumbien für die Verbesserung der Lebensbedingungen der armen Bevölkerungsschichten oder für die Einhaltung der Menschenrechte einsetzt, kann schnell in Gegnerschaft zur Drogenmafia, zur Guerilla, zu den Paramilitärs oder zum Militär geraten und bedroht, verschleppt, gefoltert oder ermordet werden.

Autorin

Katja Dorothea Buck

ist Religionswissen- schaftlerin und Journalistin in Tübingen.

Mit ökumenischen Begleitern will nun der ÖRK den Schutz für solche Menschenrechts-Aktivisten verbessern helfen. „Die ersten Freiwilligen sollen in sechs Monaten nach Kolumbien entsandt werden“, sagt Carlos Ham, der Lateinamerika-Referent beim ÖRK. Solange dauere es noch, bis geeignete Personen ausgewählt und auf ihren Aufenthalt in Kolumbien vorbereitet seien. „Wichtig ist, dass die Begleiter gut Spanisch können und sich in der lokalen Kultur zurechtfinden“, sagt Ham. Man wolle erst einmal in sieben Regionen anfangen, um dann später das Programm auszuweiten. Während der Einsatz von Begleitern im Palästina-Israel-Programm aufgrund von lokalen Visabestimmungen nur auf drei Monate begrenzt sei, hoffe man im Falle von Kolumbien, dass die ökumenischen Begleiter länger bleiben können.

Der ÖRK ist nicht die erste Organisation, die in Kolumbien mittels internationaler Begleiter bedrohte Personen schützen will. Seit mehr als 15 Jahren schickt zum Beispiel Peace Brigades International (PBI) Freiwillige aus allen Ländern für mindestens ein Jahr nach Kolumbien. „Schützende Begleitung ermöglicht vielen Menschenrechtsanwälten und -anwältinnen überhaupt erst, ihrer Arbeit weiter nachzugehen und zum Beispiel in Gebiete des Landes zu reisen, in die sie ohne internationale Begleitung nicht gehen würden“, sagt Sabine Günther von PBI Deutschland. Auch Projektpartner von Misereor haben gute Erfahrungen mit internationalen Freiwilligen gemacht. „Die Aufmerksamkeit von internationalen Organisationen hat eine bedeutende Schutzfunktion. Einige Partner berichten, dass die Begleiter ein wesentlicher Grund dafür seien, dass sie überhaupt noch am Leben sind“, sagt Susanne Breuer, die Kolumbien-Referentin bei Misereor.

Der ÖRK setzt bei seiner Initiative auf die Zusammenarbeit mit erfahrenen Organisationen. „Wir hoffen, dass wir von ihren Erfahrungen profitieren können und ihre Beziehungen nutzen können“, sagt Ham.

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erschienen in Ausgabe 12 / 2011: Bodenschätze: Reiche Minen, arme Länder
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