Was macht die CSSC?
Die CSSC (Christian Social Service Commission) ist die größte ökumenische Organisation in Tansania und unterstützt die Kirchen dabei, Gesundheits- und Bildungsdienste auszuweiten und zu verbessern. In Tansania gehören den Kirchen landesweit 965 Gesundheitseinrichtungen, dazu zählen 109 Krankenhäuser, 102 Gesundheitszentren und knapp 700 Apotheken, die meisten davon auf dem Land. Zusammen arbeiten dort mehr als 24.000 Leute. Im Prinzip sind wir dafür verantwortlich, dass die Gesundheitseinrichtungen gut laufen und die Kirchen qualitativ gute Services und eine gute medizinische Grundversorgung für die Menschen anbieten können.
Welche Aufgaben der CSSC werden von USAID finanziert?
Etwa 40 Prozent des Jahresbudgets der CSSC wird durch USAID finanziert. Damit werden unter anderem Gehälter des Personals, Lobbyarbeit und der Kapazitätsaufbau in den Gesundheitseinrichtungen, aber auch Verwaltungsarbeiten bezahlt. Diese Aufgaben werden von USAID durch drei Programme finanziert: Das erste ist das USAID-Projekt Pamoja Tuwekeze Afya-PATA (Let‘s Invest in Health). Es zielt darauf ab, die CSSC-Gesundheitseinrichtungen dabei zu unterstützen, mit Beratung und technischer Hilfe betriebswirtschaftlich und finanziell stabil zu werden und qualitativ hochwertige integrierte Gesundheitsdienste anzubieten, insbesondere in den Bereichen HIV und Tuberkulose, Malaria sowie der Gesundheit von Müttern und Neugeborenen. Das zweite Projekt ist das C4S-Projekt (Comprehensive Child Centered Care and Services) zur Verbesserung der pädiatrischen HIV-Dienste im Land. Das dritte Projekt konzentriert sich darauf, Mütter medizinisch zu betreuen und den Zugang zur Familienplanung zu verbessern.
Wir haben natürlich damit gerechnet, dass wir auch 2025 wieder Geld von USAID verwenden können. Als wir den Brief bekommen haben, dass wir unsere Arbeit stoppen und Ausgaben aussetzen sollen, waren wir geschockt. Die CSSC und die Gesundheitseinrichtungen sind sehr abhängig von der Unterstützung durch USAID.
Welche Programme sind von den Streichungen bei USAID betroffen?
Für alle drei Programme habe ich vergangene Woche die Info von der US-Regierung bekommen, dass die Programme beendet werden. Inzwischen hat USAID die Kündigung des ersten Projekts (PATA) zur Unterstützung von Gesundheitseinrichtungen zurückgenommen. Wir haben die Erlaubnis erhalten, die Aktivitäten ab sofort wieder aufzunehmen, obwohl wir noch nicht genau wissen, wie wir vorgehen sollen.
Was bedeutet das jetzt für die Arbeit des CSSC?
Schon als die Gelder eingefroren wurden, mussten 57 der insgesamt 91 CSSC-Mitarbeiter, die hauptsächlich mit den von USAID finanzierten Aktivitäten beschäftigt waren, ihre Arbeit einstellen. Dazu gehören unter anderem Projektmanager, technische Berater, Beauftragte für Qualitätsverbesserung und Mitarbeiter, die sich um die Beziehung zu den Gemeinden kümmern. Wir wissen nicht, ob wir künftig deren Arbeit durch andere Mittel bezahlen können.
Die Christian Social Service Commission (CSSC) ist die größte ökumenische Organisation in Tansania und untersteht mehr als 87 Diözesen und Provinzen, die rund 42 Prozent der Gesundheitsdienste in ...
Was haben die Gelder von USAID bisher Positives bewirkt?
Sie haben dazu beigetragen, die Qualität der medizinischen Dienste zu verbessern und Ressourcen effizienter zu nutzen. Wir hoffen, dass dadurch die Einrichtungen in naher Zukunft auf eigenen Füßen stehen können. Darüber hinaus hat die CSSC mit Hilfe von USAID ein Zulieferunternehmen gegründet, das als Hauptlieferant von Medikamenten und Verbrauchsmaterialien für die Einrichtungen fungieren wird, und zwar zu erschwinglicheren Preisen und pünktlich. USAID hat der CSSC auch geholfen, einen Gesundheitsinvestitionsfonds einzurichten, der den Gesundheitseinrichtungen Betriebskapital zu erschwinglichen Zinssätzen zur Verfügung stellen wird.
Was bedeutet die Beendigung von zwei USAID-Programmen für die Menschen und die Gesundheitsversorgung in Tansania?
Der Wegfall der Gelder wird sich auf die Qualität der Dienstleistungen auswirken. Weil weniger Mitarbeitende im Dienst sind, kann dies dazu führen, dass Medikamente nicht mehr rechtzeitig bereitgestellt werden können und die Preise steigen. Einige Menschen werden gezwungen sein, weite Strecken zurückzulegen, um versorgt zu werden. Sie müssen indirekt mehr bezahlen, etwa für Fahrten zu den Einrichtungen, aber auch für die Erbringung der Gesundheitsservices. Denn die Einrichtungen sind gezwungen die Preise zu erhöhen, um die Lücken zu schließen.
Wie versucht die CSSC die Verluste auszugleichen?
Für uns war es ein Schock und wir müssen jetzt überlegen, wie wir diese Services erhalten können. Im Moment, solange die Gelder noch eingefroren sind, können wir nur die Programme durchführen, für die wir Geld von anderen Partnern bekommen. Vor zwei Wochen hatten wir ein Treffen mit allen kirchlichen Besitzern der Einrichtungen, um zu besprechen, wie wir die Services am Laufen halten können. Wir haben beschlossen, uns um Geld von Unternehmen zu bemühen und auch von kirchlichen Gesundheitseinrichtungen, die Mitglieder der CSSC sind, sowie aus der Bevölkerung. Natürlich haben wir auch mit den anderen Partnern, unter anderem Misereor, über die Finanzierungslücke gesprochen – und sie gebeten, mehr zu geben. Ich wünsche mir, dass Misereor mit der deutschen Regierung bespricht, wie die Gesundheitsleistungen bei uns weitergeführt werden können, und dass Deutschland mehr Geld gibt, damit die Lücke wenigstens etwas kleiner wird. Die Europäer müssen jetzt weiter Afrika unterstützen statt Hilfsgelder weiter zu kürzen.
Wie versuchen Sie in Tansania selbst aktiv zu werden?
Es wird nicht möglich sein, die Verluste durch USAID komplett durch andere Quellen auszugleichen. Aber wir müssen unsere eigenen Mittel erhöhen, etwa indem die Regierung mehr beisteuert. Sie finanziert jetzt schon zu einem gewissen Teil die Gesundheitseinrichtungen. Ein Ansatz ist auch Kostenteilung: Die reicheren Leute sollen mehr bezahlen, damit Arme weiterhin die Dienste nutzen können. In einigen Einrichtungen wird schon daran gearbeitet, die Einnahmen durch medizinische Behandlungen auf wenigstens 60 Prozent zu erhöhen. Außerdem müssen wir die Verwaltung und das Management innerhalb der Einrichtungen und beim CSSC effektiver gestalten, um Kosten zu sparen. Das betrifft auch die Behandlung von HIV/Aids-Patienten. Bisher werden HIV- und Tuberkulose-Dienste getrennt von den anderen Diensten der Krankenhäuser erbracht, also in eigenen Gebäuden, mit eigener Ausrüstung und Mitarbeitern. Das ist zu teuer. Es ist notwendig, diese Leistungen in die allgemeinen Gesundheitsservices zu integrieren, so dass Ressourcen gemeinsam genutzt werden können. Außerdem sollen damit die Leistungen, die Einnahmen generieren, zur Subventionierung von HIV-Patienten verwendet werden können, die die Dienste nicht bezahlen können.
Wird die tansanische Regierung denn mehr Gelder geben?
Gesundheitseinrichtungen, vor allem Krankenhäuser, erhalten derzeit von der US-Regierung und dem Global Fund über die Abteilung Medical Store und andere Partner Unterstützung und zwar in Form von Ausrüstung und Arzneimitteln für die verschiedenen Gesundheitsdienste. Die tansanische Regierung hat angekündigt, dass sie weiterhin den kostenlosen Zugang zu antiretovirale Medikamenten (ARVs) sicherstellen will. Es ist jedoch unklar, ob damit die ganze Bevölkerung versorgt werden kann.
Das Gespräch führte Melanie Kräuter.
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