Gleich am ersten Tag seiner neuen Präsidentschaft hat Donald Trump umgesetzt, was er schon gegen Ende seiner ersten Amtszeit 2020 eingeleitet hatte: den Austritt der USA aus der Weltgesundheitsorganisation WHO. 2021 war der Schritt noch von Joe Biden rückgängig gemacht worden. Jetzt wird er 2026 wirksam, wenn Trump nicht noch überzeugt wird, die Entscheidung zu revidieren – die WHO hat angekündigt, dazu mit ihm in einen „konstruktiven Dialog“ gehen zu wollen.
Was ein Austritt bedeutet, kann man leicht ausrechnen: Die USA haben 2024 mit einer Milliarde Dollar knapp 15 Prozent zum Gesamtbudget der WHO beigesteuert. Sie sind der größte Geber, gefolgt von der Gates-Stiftung und der Gavi-Impfallianz. Die Hälfte des US-Beitrags ist nach Afrika und in Länder wie Ägypten, Jemen, Pakistan, Afghanistan und Libanon geflossen und wurde dort in Programmen zur Ausrottung von Polio verwendet, um akute Gesundheitskrisen zu bekämpfen und den Zugang zu Gesundheitsservices zu verbessern.
Auch wenn andere Länder und private Stiftungen vielleicht ihre Beiträge erhöhen – den Ausfall der Beiträge der USA werden sie kaum ausgleichen können. Die WHO wird also an allem sparen müssen, was gerade für arme Länder, für Kinder, Frauen und Minderheiten so wichtig ist: Impfkampagnen, Malaria-, Tuberkulose- und Aids-Bekämpfung und Notfallprogramme, die die Ausbreitung von Seuchen verhindern sollen. Da Trump zudem die Entwicklungshilfe der USA, die zu einem Großteil in den Gesundheitsbereich fließt, für mindestens 90 Tage einfriert, wird wohl ab sofort der Zugang zu Verhütungsmitteln und reproduktiver Medizin im globalen Süden eingeschränkt werden.
Trump begründet den WHO-Austritt zum einen damit, dass China dreimal so viele Bürger wie die USA habe, aber 90 Prozent weniger zahle. Außerdem wirft er der WHO „Versagen beim Umgang mit der Covid-Pandemie“ und beim Umsetzen wichtiger Reformen vor und beklagt zu große Einflussnahme einzelner Mitgliedsstaaten. Paradoxerweise könnten sich manche Probleme mit dem Austritt der USA aus der WHO verschlimmern: China, Trumps Dauerfeind, könnte seinen Einfluss in der WHO verstärken; neu entstehende Seuchen würden mangels Beobachtung und sofortigem Datenaustausch später erkannt und bekämpft. Zudem hätten die USA keinerlei Einfluss und Mitspracherecht mehr für Reformen der WHO.
Mit dem Austritt hätten auch die US-amerikanischen Zentren für Seuchenkontrolle und -prävention keinen Zugang mehr zu globalen Gesundheitsdaten der WHO. Also etwa solche, die 2020 halfen, die Covid-Pandemie zu erkennen. Auch Donald Trump sollte wissen: Viren und Krankheiten machen nicht vor Grenzen Halt. Er zeigt mit dem geplanten Austritt aus der WHO seine Verachtung für jede Art von internationaler Kooperation – selbst wo sie offensichtlich zum Nutzen des eigenen Landes ist.
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