Seit zwei Jahrzehnten wickelt die Austrian Development Agency (ADA) Projekte der Entwicklungsarbeit Österreichs ab. Während in anderen Ländern ähnliche Institutionen bereits ab den 1940er-Jahren bestanden, wurde die ADA im Jahr 2004 unter der damaligen ÖVP-Außenministerin Benita Ferrero-Waldner gegründet.
Österreichs EU-Beitritt 1995 und das Ziel, die Millennium-Entwicklungsziele bis 2015 zu erreichen, beschleunigten die Professionalisierung der österreichischen Entwicklungsarbeit, die zuvor nur in einer kleinen Ministeriumsabteilung verortet war. Die ADA ist heute eine Privatagentur im Besitz des Außenministeriums. Mit der Ausgliederung aus der öffentlichen Verwaltung in eine privatwirtschaftlich geführte Agentur ging die Hoffnung einher, die Effizienz könnte gesteigert und Kosten könnten reduziert werden.
Friedrich Stift, seit 2021 ADA-Geschäftsführer, sieht bemerkenswerte Entwicklungen in den vergangenen Jahrzehnten. Ein Erfolgsbeispiel sei etwa die Zusammenarbeit mit Bhutan. Über 34 Jahre hat Österreich das Königreich als Partnerland unterstützt, unter anderem beim Bau von Laufwasserkraftwerken, der Errichtung einer ersten Tourismusfachschule mit Schulungshotel oder der barrierefreien Gestaltung von Gerichtshöfen. Vergangenes Jahr zog sich die ADA aus Bhutan zurück. Das Land war aus der Gruppe der ärmsten Länder in die Gruppe der Länder mit mittlerem Einkommen aufgestiegen.
Die Zahl der Mitarbeiter hat sich mehr als verdoppelt
Zu weiteren Meilensteinen gehören laut Stift eine Budgetsteigerung von 75,3 Millionen Euro im Gründungsjahr auf 233 Millionen Euro im vergangenen Jahr. Auch das Personal ist von damals 134 auf heute 305 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gewachsen. Bemerkenswert sei auch die Entwicklung von einer Agentur, die ausschließlich Projekte anderer finanziell fördert, zu einer Organisation, die selbst Projekte plant und umsetzt. 2009 wurde die ADA von der Europäischen Kommission akkreditiert, um EU-Mittel zu verwalten. Seither hat sie 22 Drittmittelprojekte mit einem Gesamtvolumen von 185,5 Millionen Euro abgewickelt.
Michael Obrovsky, Senior Researcher der Österreichischen Forschungsstiftung für Internationale Entwicklung (ÖFSE), sieht die Finanzlage weniger rosig. Das gestiegene operative Budget sei vor allem auf den Auslandskatastrophenfonds zurückzuführen, der teilweise von der ADA abgewickelt wird. Er wurde 2016 wegen des Krieges in Syrien auf zwanzig Millionen Euro vervierfacht und ist aktuell mit 80 Millionen Euro dotiert. „Das ursprüngliche Versprechen bei der ADA-Gründung – die öffentlichen Entwicklungshilfe-Mittel auf 200 Millionen Euro zu steigern – wurde bislang nicht eingelöst“, sagt Obrovsky.
Die Agentur sei ein Stiefkind der Regierungspolitik geblieben. Die strategische Ausrichtung und das Kernbudget werden vom Außenministerium vorgegeben und wurden in den letzten Jahren kaum erhöht. Das operative ADA-Budget für Entwicklungsprojekte macht nur rund sieben Prozent der gesamten österreichischen Entwicklungshilfe (ODA) aus. Der Rest verteilt sich unter anderem auf Beiträge an multilaterale Organisationen, indirekte Studienplatzkosten und Flüchtlingsunterbringung.
Arbeitsüberlastung und Wissensverluste
In einer Evaluierung hieß es 2019, dass sich die ADA an ihren Leistungsgrenzen befinde und erhebliche Reputations- und Geschäftsrisiken riskiere. Kritisiert wurden unter anderem ein Mangel an Planungssicherheit aufgrund fehlender Finanzierung, hohe Personalfluktuation und sinkende Attraktivität für Arbeitnehmer, was zu Arbeitsüberlastung und Wissensverlusten führe. Auf Anfrage heißt es von der ADA dazu, als Antwort auf die Evaluierung habe man „alle sie betreffenden Maßnahmen zur Gänze umgesetzt“. Als Arbeitgeber sei der ADA „insbesondere die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein großes Anliegen“.
Ein weiterer Kritikpunkt der Evaluierung war das nicht kostendeckende Drittmittelgeschäft. Während die EU maximal sieben Prozent administrative Kosten übernimmt, lagen die tatsächlichen Kosten bei der ADA über zehn Prozent. So muss die Agentur bei der Abwicklung von EU-Projekten Finanzmittel aus ihrem ohnehin geringen Budget zuschießen. Eine Empfehlung lautete daher, eine Strategie für das Drittmittelgeschäft zu entwickeln. ADA-Geschäftsführer Friedrich Stift sagt, man habe anlässlich dieser Kritik „wichtige Veränderungen in der Organisationsstruktur“ eingeleitet. So habe die ADA etwa ein eigenes Referat für Drittmittelgeschäfte eingerichtet, um die Projekte besser bündeln und effizienter gestalten zu können.
Stifts Amtszeit läuft kommenden Sommer aus, sein Nachfolger steht bereits fest: Bernd Brünner, derzeit im Bundeskanzleramt Abteilungsleiter für Innovationsmanagement.[MÖ6] Ob es bis zu seinem Amtsantritt ein neues Dreijahresprogramm der österreichischen Entwicklungspolitik geben wird, das der ADA als Arbeitsgrundlage dient, ist ungewiss. Das aktuelle läuft in wenigen Tagen zum Jahresende aus.
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