Christen in Indien wollen nationales interreligiöses Forum

Raj K Raj/Hindustan Times via Getty Images
Christen feiern in der Centenary Methodist Church in Neu-Delhi am 25. Dezember 2023 Weihnachten.
Kirche und Ökumene
Die Kirchen in Indien wollen ihre Beziehungen zu anderen Religionsgemeinschaften ausbauen. Bei einem Treffen Mitte Dezember in Neu-Delhi ging es außerdem um die bevorstehenden Parlamentswahlen in Indien.

Im Zentrum des Treffens des National United Christian Forum (NUCF) stand der Konflikt in Manipur als abschreckendes Beispiel dafür, wie das Zusammenleben von Menschen unterschiedlichen Glaubens und ethnischer Abstammung in Gewalt umkippen kann. Seit Mai 2023 kamen dort bei interethnischen Konflikten mehr als 200 Menschen ums Leben, 60.000 wurden vertrieben. Im NUCF sind neben der katholischen Bischofskonferenz von Indien auch der National Christian Council von Indien vertreten, in dem sich die evangelischen und orthodoxen Kirchen organisiert haben, sowie die Evangelical Fellowship of India, der Dachverband der Pfingst- und Freikirchen. Sie betonten, dass die Kirchen ihre Aufgabe sowohl in der humanitären Hilfe für die Opfer des Konflikts sehen als auch in der Versöhnungsarbeit zwischen den verfeindeten Gruppen, von denen eine zur christlichen Minderheit, die andere zur hinduistischen Mehrheit in Indien gehört. 

Das Forum beschloss außerdem, dass das 2011 vom Vatikan, dem Ökumenischen Rat der Kirchen und der Evangelischen Weltallianz gemeinsam verabschiedete Papier „Christliches Zeugnis in einer multireligiösen Welt“ in möglichst viel lokale Sprachen in Indien übersetzt werden soll, um es breitflächig zu diskutieren. Das Papier gilt in der weltweiten Ökumene als wegweisend in Hinblick auf den Umgang mit interreligiösen Spannungen und unterschiedlichen Glaubensauffassungen. 

Außerdem verständigten sich die Vertreterinnen und Vertreter der Kirchen im NUCF darauf, sich für ein nationales interreligiöses Forum in Indien stark zu machen. Damit sollen die Beziehungen zu anderen Religionsgemeinschaften gefördert und Vorurteile und Missverständnisse abgebaut werden.

Christen sollen sich als Wahlhelfer anbieten 

Den Blick richtete das NUCF auch auf die kommenden Parlamentswahlen. Von Mai bis Juni 2024 werden eine Milliarde Inderinnen und Inder in 28 Bundesstaaten und acht Unionsterritorien an die Urnen gerufen, um die Abgeordneten für die 543 Sitze im indischen Unterhaus zu wählen. Um die Wahlen mit so vielen Wahlberechtigten in einem so großen Land durchführen zu können, braucht es nicht nur Zeit, sondern auch gut 11 Millionen Wahlhelfer. Das NUCF rief deswegen die 30 Millionen Christinnen und Christen (gut zwei Prozent der Bevölkerung) auf, sich für Aufgaben rund um die Wahlen zur Verfügung zu stellen. 

Inhaltlich positionierte sich das NUCF nicht zu den Wahlen. Unter der Regierung von Narendra Modi von der Bharatiya Janata Party (BJP) sind religiöse Minderheiten wie die Christen und die Muslime in den vergangenen Jahren zunehmend unter Druck geratenModi und seine mit absoluter Mehrheit regierende BJP verfolgen das Ziel, die indische Gesellschaft stärker wieder am Hinduismus auszurichten. Das hat das Ansehen des Premierministers in der Mehrheitsbevölkerung gestärkt. Deswegen und weil die Opposition als zerstritten gilt, gehen Beobachter davon aus, dass die BJP bei den Wahlen wieder die absolute Mehrheit bekommt

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