Industriestaaten drängen multinationale Entwicklungsbanken zu mehr Klimafinanzierung; besonders die Weltbank steht unter Druck, mehr günstige Kredite für Klimaschutz und Klima-Anpassung im Süden zu vergeben. Die Bank verweist darauf, dass sie das bereits tut – nur was genau finanziert sie da? Das hat das Center for Global Development (CGD) in einer bemerkenswerten Studie untersucht mit dem Ergebnis: Manches, was die Bank Klimafinanzierung nennt, hat wenig damit zu tun.
Das CDG hat detaillierte Beschreibungen der Weltbank zu mehr als 2500 ihrer Projekte ausgewertet, die mit dem Label „Klimawandel“ versehen sind. Sie erstrecken sich über die Jahre 2000 bis 2022. Der Umfang der dafür aufgewandten Mittel hat seit 2016 stark zugenommen, stellt das CDG fest.
Die Bank verfehle ihr Ziel, die Hälfte davon für Anpassung zu verwenden statt für Investitionen in Emissionsminderung (Mitigation). Und der Anteil von beidem sei in armen Ländern ganz ähnlich wie in solchen mit mittlerem Einkommen. Das heißt laut CDG: Die Weltbank konzentriert weder Mittel für Emissionsminderung auf Länder, wo sie den größten Effekt haben – die Länder mit mittlerem Einkommen –, noch Mittel für Anpassung auf die ärmsten Länder, die sie am nötigsten bräuchten.
Unklarer Klimabezug
In einem Teil der Projekte kann das CDG nicht nachvollziehen, was sie zu Klimaschutz oder Klimaanpassung beitragen sollen. Zum einen, monieren die Forscher, enthalten Beschreibungen für Minderungsprojekte nur sehr selten Angaben dazu, wie viele Treibhausgase damit auf welche Weise eingespart werden sollen.
Zum anderen sei besonders Klima-Anpassung in Projekten meist ein Ziel neben anderen, von Gesundheitsschutz über Gewerbeförderung bis zu Verwaltungsreformen. In rund 13 Prozent der mit „Klima“ etikettierten Projekte taxiere die Bank selbst den Anteil von Minderung, Anpassung oder beidem auf höchstens ein Fünftel. Und oft – etwa bei Bildungsförderung und Verwaltungsreformen – begründe sie nicht, wieso damit im jeweiligen Fall auch Klimaziele erreicht würden. Zudem würden die Projekte im Voraus klassifiziert und das nicht korrigiert, wenn sich nachher erweist, dass der erwartete Klimanutzen ausgeblieben ist.
Das legt nahe: Die Weltbank hat einen kleinen, aber erheblichen Teil ihrer Kredite ohne ausreichende Grundlage als klimarelevant etikettiert, um nach außen besser dazustehen. Überraschen kann das allerdings nicht. Auch andere Geber machen die Klassifizierung nach Ermessen und einige nutzen das schamloser als die Weltbank. So geben, wie eine große Recherche von Reuters ergeben hat, die USA den Ausbau eines Luxushotels in Haiti als klimarelevante Hilfe aus; Japan, hier der größte Schummler, stuft sogar Hilfe für den Bau eines Kohlekraftwerks und eines Flughafens so ein.
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