Erste Hilfe im arabischen Raum

Fünf Fragen
Ibrahim Alothman kam 2015 als syrischer Flüchtling nach Deutschland. Er studiert Medizin und setzt sich heute für Erste-Hilfe-Kurse in arabischsprachigen Ländern ein.

studiert Medizin, engagiert sich bei der Kampagnenorganisation ONE und setzt sich für Erste-Hilfe-Kurse in arabischsprachigen Ländern ein.
Wieso machen Sie Erste Hilfe im arabischsprachigen Raum zu Ihrem Projekt?
Ich bin 1996 in Syrien geboren und 2015 nach Deutschland gekommen. Damals hatte ich meine Ausbildung zum Krankenpfleger fast abgeschlossen. Ich habe Deutsch gelernt und ein Freiwilliges Soziales Jahr in einem Freiburger Krankenhaus gemacht, anschließend eine Ausbildung zum Operationstechnischen Assistenten. Dabei habe ich gesehen, dass es hier viele gute Leitfäden gibt, die Erste-Hilfe-Kenntnisse für Notfälle vermitteln. So etwas gibt es in vielen Regionen des globalen Südens nicht, und da ich Arabisch spreche, möchte ich mit dem Jugendrotkreuz Baden-Württemberg dazu beitragen, dass sich das verbessert. 

Sie sind 2015 wie viele Syrer vor dem Krieg geflohen. Heute fliehen Millionen Menschen aus der Ukraine. Wie beurteilen Sie die veränderte Aufnahmesituation?
Einerseits finde ich es traurig, dass die syrischen Flüchtlinge damals viel weniger Unterstützung bekamen. Ich selbst habe neun Monate lang mit 60 anderen Geflüchteten in einer Basketballhalle gelebt. Andererseits können die Behörden heute vieles besser machen, weil sie aus den Erfahrungen von damals gelernt haben. Und die Menschen, die aus der Ukraine kommen, sind europäische Nachbarn und kommen aus dem christlichen Kulturkreis. Es ist nur menschlich, dass sie der hiesigen Bevölkerung zunächst näherstehen. 

Sind Sie damals allein oder mit Ihrer Familie gekommen?
Allein, aber ein Jahr später kam mein jüngerer Bruder, danach noch zwei Brüder. Meine Eltern und meine drei Schwestern sind in Syrien geblieben. Sie sind an einem Ort, an dem es gerade ruhig ist. Wir haben uns seit 2015 nicht mehr getroffen, sind aber über Handys in Kontakt. 

Gibt es eine Person, die Sie besonders beeindruckt hat?
Ja, der 2020 verstorbene Politiker Norbert Blüm. Er war der Großvater einer Freundin von mir in Freiburg, und ich hatte einen sehr persönlichen Kontakt zu ihm. Er hat mir gesagt, dass man nie die Hoffnung aufgeben soll und mit kleinen Schritten sehr weit kommen kann. 

Wie sehen Ihre Schritte in die Zukunft aus? 
Ich möchte meine Möglichkeiten nutzen, die ich durch das Medizinstudium bekommen habe. Noch heute ist im globalen Süden die Gesundheitsversorgung deutlich schlechter als im globalen Norden. Ich möchte mich dafür einsetzen, dass sich dies ändert und Ressourcen wie Impfstoffe gerecht verteilt werden.

Das Gespräch führte Barbara Erbe.

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