Die Abhängigkeit von Importen und Nothilfe lindern

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Svenja Schulze, Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Außenministerin Annalena Baerbock und Cem Oezdemir, Bundesminister für Landwirtschaft und Ernährung bei der Konferenz für globale Ernährungssicherheit im Auswärtigen Amt i
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Svenja Schulze, Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Außenministerin Annalena Baerbock und Cem Oezdemir, Bundesminister für Landwirtschaft und Ernährung bei der Konferenz für globale Ernährungssicherheit im Auswärtigen Amt in Berlin.
Ernährungskrise
Die Krise der Versorgung mit Nahrung kann nur gelöst werden, wenn Diplomatie, Entwicklungszusammenarbeit und Agrarpolitik an einem Strang ziehen. Das war die zentrale Botschaft einer Konferenz zum Auftakt des G7-Gipfeltreffens in Elmau. 

Es gehe darum, 750.000 Menschen vor dem drohenden Hungertod zu bewahren, betonte Entwicklungsministerin Svenja Schulze. 345 Millionen Frauen, Kinder und Männer weltweit seien akut von Nahrungsmittelknappheit bedroht, ergänzte Außenministerin Annalena Baerbock, während Landwirtschaftsminister Cem Özdemir unterstrich, kein Geld der Welt könne etwas ändern, solange viele Länder stark von Lebensmittelimporten abhängig seien. Um das zu ändern, müssten nachhaltige Ernährungssysteme aufgebaut und die Agrarsektoren aufgewertet werden. Die Länder müssten eigene Antworten für eine lokale widerstandsfähige Lebensmittelproduktion finden, sagte Özdemir. 

Bundeskanzler Olaf Scholz sagte mit Blick auf die Folgen des Ukraine-Kriegs für die Ernährungssicherung, von Elmau werde die klare Botschaft ausgehen, dass das Schicksal an Hunger leidender Menschen weltweit „nicht zum Spielball zynischer Interessen wird“. Zugleich wiesen Teilnehmer die Behauptung Russlands zurück, die westlichen Sanktionen seien die Ursache für die Blockade von Getreide- und Düngemittelexporten aus der Ukraine, Belarus und Russland. 

Zu der Konferenz geladen waren nicht nur Vertreterinnen der G7, sondern mehr als 50 Delegationen aus Schwellen- und Entwicklungsländern, Vertreter internationaler Organisationen wie der Afrikanischen Union und der Vereinten Nationen, der Zivilgesellschaft und von Stiftungen. In jeweils zweiminütigen Wortbeiträgen hoben viele von ihnen hervor, was sie selbst bereits gegen die Krise leisten. Weitere Zusagen etwa für mehr Hilfe gegen den Hunger aus arabischen Ländern oder zur Stabilisierung der Weltagrarmärkte von großen Produzenten wie Indien gab es auf der Konferenz hingegen nicht. 

Agrarproduktion muss diversifiziert werden

Die Zivilgesellschaft begrüßte es, dass drei Ministerien sich koordiniert in einer hochrangigen Veranstaltung dem Thema Welternährung widmeten – auch wenn einige Punkte kritisiert wurden. Angesichts der Tatsache, dass schon während der Corona-Pandemie die Zahl der hungernden Menschen weltweit gestiegen sei und das Problem mehr Aufmerksamkeit verdient gehabt hätte, kommentiert die Organisation Inkota, die Berliner Konferenz sei einerseits überfällig gewesen, andererseits trotzdem wertvoll, da sie auch Probleme wie den Klimawandel und das Artensterben behandelt habe.

Durch die Debatten zog sich die Sorge, auf die akute Preiskrise, die vielerorts den Zugang zu Nahrung erschwert, könnte eine echte Versorgungskrise folgen, in der aufgrund von Missernten wegen Düngermangel nicht mehr genug Lebensmittel produziert werden. Umso wichtiger sei es, dass in krisenanfälligen Regionen die Agrarproduktion gesteigert und diversifiziert werde, um sie unabhängiger von Nothilfe und Importen zu machen. Derzeit gebe es noch „genug von allem, aber am falschen Ort zur falschen Zeit“, sagte die Vertreterin der UN-Organisation für Handel und Entwicklung UNCTAD. So habe sich von Februar bis Mai der Transport von Getreide um 60 Prozent verteuert. Indonesien wiederum warnte vor einer Reiskrise, wenn Düngemittel so teuer blieben. 

Inkota fordert Preisdeckel und Übergewinnsteuer

Dass der größte europäische Düngemittelhersteller trotz geringerer Produktion seine Gewinne um den Faktor 70 gesteigert habe, nahm Inkota zum Anlass, einen Preisdeckel und eine Übergewinnsteuer zu fordern, wie sie für Mineralölkonzerne diskutiert wird. Bei hoher Abhängigkeit von wenigen Lieferanten bedrohten Preisanstiege und Lieferengpässe die Existenz kleinbäuerlicher Betriebe. „Wir sehen auch, dass solche Bauern besser durch die Krise kommen, die mit agrarökologischen Systemen, ökologischem Dünger und lokalem Saatgut auf regionale Märkte ausgerichtet produzieren“, sagte ein Inkota-Vertreter. 

Das evangelische Hilfswerk Brot für die Welt forderte, den Faden einer US-Initiative von 2011 zur Eindämmung der Spekulation an den Getreidebörsen wieder aufzunehmen. Und das katholische Hilfswerk Misereor plädierte dafür, hoch verschuldeten Ländern, die Steuern und Zölle auf Lebensmittelimporte senken und zugleich Subventionen für Dünger oder Brot erhöhen, mit Schuldenerlassen beizustehen.

Mit Blick auf Organisationen wie die UN-Landwirtschaftsorganisation FAO und den Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung IFAD sowie Institutionen wie den Welternährungsrat unterstrich die Welthungerhilfe, es sei nicht notwendig, zur Lösung der Ernährungskrise das Rad neu zu erfinden und neue Institutionen zu schaffen – solange Zusagen erfüllt und bestehende Instrumente genutzt würden. Dennoch erhielt die von Deutschland mit der UN-Global Crisis Response Group neu ins Leben gerufene Globale Allianz für Ernährungssicherung von Teilnehmern breite Unterstützung. Sie soll als „agile Plattform“ die Zusammenarbeit aller Beteiligten fördern, sagte Entwicklungsministerin Schulze, indem sie Informationen über Bedarfe und Beiträge zusammentrage, um Lücken zu schließen. Vom Welternährungsprogramm (WFP) hieß es dazu: „Eine bessere Koordinierung wird uns durch diesen perfekten Sturm manövrieren.“

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