Im Abschlusskommuniqué ihrer Vollversammlung nennen die Bischöfe etliche Übel, unter denen das ghanaische Volk trotz Fortschritten in der Demokratisierung leide: Jugendarbeitslosigkeit, Korruption, Bestechung, Armut, schlechte Infrastruktur, bewaffnete Raubüberfälle, Menschenhandel, schwache Institutionen, eine Kultur der Straflosigkeit, Amtsmissbrauch, Einschüchterung sowie Angriffe auf Journalisten. Deswegen brauche das Land „grundlegende Veränderungen in unserem Regierungssystem“, schreiben die Bischöfe Ende November.
Bereits vor zehn Jahren habe die ghanaische „Constitutional Review Commission“ grundlegende Schritte für eine Verfassungsreform vorgeschlagen. Die Regierung müsse diese endlich aufgreifen und verwirklichen, fordern die Bischöfe. Dazu gehörten ein nationaler Entwicklungsplan, der verständlich, langfristig und bindend formuliert sein müsse, sowie die Dezentralisierung politischer Entscheidungen, damit die lokale Regierungsebene effektiver werde und die Bürger beteiligt würden. Die Verantwortlichen auf Ebene der Kommunen und Distrikte sollten nicht länger ernannt, sondern gewählt werden, um Korruption und Bestechung zu unterbinden.
Darüber hinaus äußern die Bischöfe ihre Sorge über den Stand der Medien im Land. „Die Geschwindigkeit, mit der unsere Medien mit verzerrten Berichten und Fake News überschwemmt werden, gibt Anlass zu großer Sorge“, heißt es in ihrem Kommuniqué. Die zuständigen Behörden müssten sich bemühen, das zu ändern. Darüber hinaus appellieren die Bischöfe an die Journalisten, bei ihrer Berichterstattung hohe journalistische Werte und ethische Grundsätze zu beachten.
Ghana gilt als Musterschüler in Sachen Demokratie
Die Kritik der Bischöfe erstaunt insofern, da Ghana seit zwanzig Jahren als Musterschüler in Sachen Demokratie und Meinungsfreiheit auf dem afrikanischen Kontinent gilt. Laut Reporter ohne Grenzen liegt Ghana bei der Pressefreiheit auf Rang 30 und damit vor Frankreich, England oder Italien.
Nicht nur die katholische Kirche sorgt sich um das Land. Mitte Dezember hatten die Kirchenführer Ghanas landesweit zu einer dreitägigen Fastenzeit mit Gebeten für die Einheit, für Verständnis, Frieden und das Wohlergehen der Nation aufgerufen. Die Menschen sollten gegen alle Formen der Verwirrung, Aufruhr, Unruhen, Egoismus und Parteilichkeit unter den Parlamentariern beten. Dazu aufgerufen hatten der Ghanaische Christenrat, die katholische Bischofskonferenz sowie Institutionen der Pfingstkirchen und charismatischen Kirchen. Damit dürften so gut wie alle Christen, die in Ghana gut 70 Prozent der Bevölkerung ausmachen, vertreten sein. In dem gemeinsamen Aufruf heißt es, die Menschen sollten beten, „dass der Geist des Patriotismus die parteipolitischen Interessen der Parlamentarier überwiegt“ und die Medien frei von Lügen und Sensationsgier wahrheitsgetreu über parlamentarische Vorgänge berichten.
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