Die Militärjunta stellt sich taub

SOPA Images/LightRocket via Getty Images/SOPA Images
Gedenken an die Toten in Myanmar: Aktivisten und Verwandte gedenken Mitte März einem Demonstranten, der bei Protesten gegen den Militärputsch von Sicherheitskräften getötet wurde.
Myanmar
Buddhisten und Christen verurteilen die Gewalt gegen die Demokratiebewegung in Myanmar. Aber selbst der Papst findet offenbar kein Gehör bei den Putschisten. 

Bhamo Sayadaw Bhaddanta Kumara ist eine einflussreiche Person in Myanmar. Der Vorsitzende des State Sangha Maha Nayaka Committee und damit höchste Vertreter der buddhistischen Mönche des Landes hatte kurz nach dem Putsch des Militärs am 1. Februar zusammen mit anderen ranghohen Buddhisten in einem privaten Schreiben, das er später öffentlich machte, die Generäle gebeten, sofort an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Die willkürliche Gewalt gegen Demonstranten der Bewegung des zivilen Ungehorsams müsse gestoppt werden. Es gehe um die Würde aller Bürger und des Militärs. Gewalt und Gesetzesverstöße würden letztlich auf diejenigen zurückfallen, die das Land regierten. 

Es ist nicht das erste Mal, dass die buddhistischen Mönche in Myanmar sich in politische Dinge einmischen. Bereits beim Studentenaufstand 1988 und beim Aufstand gegen das Militärregime im Jahr 2007 spielten sie eine führende Rolle. Ihr Ansehen in der Bevölkerung ist groß. 88 Prozent der 54 Millionen Myanmarer sind Buddhisten. 

Der Papst appeliert an die Militärjunta

Doch auch die Kirchen in dem Land nutzen ihre Möglichkeiten, um der Gewalt ein Ende zu setzen. Zwar sind nur sechs Prozent der Einwohner Christinnen und Christen, doch insbesondere die katholische Kirche (500.000 Mitglieder) setzt dabei auf ihre weltweiten Kontakte, insbesondere auf den Papst in Rom. Franziskus hatte im Jahr 2017 das Land besucht und sich damals auch mit General Min Aung Hlaing getroffen, dem jetzigen Chef der Militärjunta. Jetzt erinnerte das katholische Oberhaupt ihn wenige Tage nach dem Putsch öffentlich an seine Verantwortung für Frieden und Demokratie. Die Menschen in Myanmar dürften nicht mit Gewalt unterdrückt werden. 

Auch Kardinal Charles Bo, der Erzbischof von Rangun, wandte sich an die Weltöffentlichkeit und rief alle Katholiken und Katholikinnen auf, für Demokratie und Rechte in Myanmar zu beten – und dafür, „dass die Armee das Volk nicht angreift, sondern verteidigt“. Bo ist Vorsitzender sowohl der Föderation der asiatischen Bischofskonferenzen (FABC) als auch von Religions for Peace Myanmar, einem interreligiösen Zusammenschluss. Beide Organisationen haben bereits mehrfach an die Militärjunta appelliert, Dialog und Versöhnung wieder zu ermöglichen. 

Freilassung von politischen Gefangenen

Anfang März hatte Religions for Peace Myanmar zudem den Verband südostasiatischer Nationen (ASEAN) zum Eingreifen in Myanmar aufgerufen „Wir verurteilen nachdrücklich das Blutvergießen von Unschuldigen. Eine leidende Nation kann nur durch Dialog, nicht mit Gewalt auf der Straße geheilt werden“, schreibt Religions for Peace. Spannungen belasteten vor allem die arme Bevölkerung, die ohnehin vor zahlreichen Problemen stehe, darunter die Pandemie, den Verlust von Lebensgrundlagen und von Ernährungssicherheit.

Als regionales Organ, das sich für Frieden, Stabilität und Wohlstand einsetze, solle ASEAN seinen Dienst für die Menschen in Myanmar, einschließlich aller ethnischen Minderheiten, verstärken, „bevor es zu spät ist“. Die Gründungsurkunde, die alle Mitgliedsstaaten unterschrieben hätten, verpflichte die ASEAN-Staaten zu Demokratie, Menschenrechten, Rechtsstaatlichkeit und guter Regierungsführung. 

Zwar hatten die ASEAN-Mitglieder bei ihrem Gipfeltreffen Anfang März das Thema Myanmar auf der Tagesordnung und in einem Memorandum zu Dialog und der Freilassung von politisch Gefangenen aufgerufen. Doch der Militärjunta ist es offenbar egal, welche nationalen und internationalen Akteure wie eindringlich zu einer Rückkehr an den Verhandlungstisch aufrufen. An einem Ende der Gewalt scheinen die Generäle nicht interessiert zu sein. Mitte März waren nach Angaben der Webseite „Myanmar Spring“ bereits 171 Menschen bei Demonstrationen getötet worden, Tausende waren verletzt und ebenfalls Tausende verhaftet worden. 
 

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