Chance für einen Strukturwandel

Klimaschutz
Wie kann die Erholung der Weltwirtschaft nach Corona nachhaltig gestaltet werden? Die Internationale Energie-Agentur hat dafür einen Plan vorgelegt. Er soll Wachstum, Arbeitsplätze und Klimaschutz gleichzeitig fördern.

Mit der Covid-19-Pandemie ist die Weltwirtschaft eingebrochen und die Treibhausgas-Emissionen sind gesunken – nicht zuletzt weil der Flug- und Straßenverkehr eingeschränkt wurde. An der Struktur der Wirtschaft und ihrer Energienutzung ändert das allerdings nichts, sodass die Emissionen im Aufschwung wieder steigen werden, betont die IEA. Das könnten die Staaten verhindern, wenn sie die Schritte zur Stimulierung der Wirtschaft nutzten, um das globale Energiesystem nachhaltiger und klimafreundlicher zu machen. Der Plan für die Jahre 2021 bis 2023 soll zeigen, wie das gelingen kann.

Sechs Handlungsfelder stellt die IEA heraus: Regierungen sollten in den Ausbau emissionsarmer Stromquellen investieren (hierzu zählt die IEA auch Atomkraft), die Verbreitung von sauberen Transportmitteln wie Zügen und elektrischen Autos fördern und darauf hinwirken, dass Gebäude und Geräte sowie Industrieanlagen effizienter werden. Sie sollen die Nutzung fossiler Brennstoffe optimieren – das heißt unter anderem, Kohle durch Erdgas zu ersetzen und zu prüfen, ob geplante neue Kohlekraftwerke sich noch rechnen – sowie die Forschung an Zukunftstechniken wie Wasserstoff, Batterien und Mini-Kernkraftwerken fördern.

Als Gesamtplan problematisch

Die Studie schätzt ab, wie viele Arbeitsplätze der Umbau in einzelnen Sektoren bringt, was er kostet und dass er sich mittelfristig auch wirtschaftlich rechnet. Das zeige, dass man jetzt das Wirtschaftswachstum anregen, Millionen Arbeitsplätze schaffen und gleichzeitig die Emissionen, statt sie wieder steigen zu lassen, auf einen sinkenden Pfad steuern kann. Allerdings räumt die IEA ein: Das reicht nicht, um die Klimaziele aus dem Paris-Abkommen zu erreichen. Weitere Schritte müssten folgen – was aber leichter sei, wenn der Anfang gemacht ist.

Die Studie enthält aufschlussreiche Details und kluge Vorschläge, die zu befolgen einen echten Unterschied für die Zeit nach Corona machen würde. Doch als Gesamtplan ist sie problematisch. Mit den vorgeschlagenen Schritten könnte man laut IEA die Emissionen aus der Nutzung fossiler Brennstoffe und in der Industrie (Landwirtschaft sowie Landnutzungsänderungen, etwa Entwaldung, bleiben in der IEA-Studie außen vor) von der Zeit vor Corona bis 2025 um grob 10 Prozent senken. Nötig ist aber laut Paris-Abkommen, sie bald nach 2050 auf netto Null zu senken. Damit ist der Plan der IEA kaum vereinbar. Er konzipiert einen Umbau, der so begrenzt ist, dass er jetzt, wo die Staaten sowieso riesige Summen für Konjunkturprogramme ausgeben, fast kostenlos erscheint. Dies soll Regierungen überzeugen und Widerstände überwinden. Doch es ist schon oft vorgerechnet worden, dass Klimaschutz sich mittelfristig lohnt – bisher ohne die erhoffte politische Wirkung.

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