Indien ist offenbar weit stärker vom Coronavirus heimgesucht als bislang angenommen. Einer Studie zufolge haben mehr als die Hälfte der Slumbewohner in der indischen Finanzmetropole Mumbai Antikörper gegen das Virus, wie die Tageszeitung "Times of India" am Mittwoch berichtete. Für die Untersuchungen wurden 7.000 Einwohner in drei Gebieten der 20-Millionen-Stadt getestet.
Bei 57 Prozent der Untersuchten in den Slums wurden Antikörper gegen das SARS-CoV-2-Virus gefunden, außerhalb der Armensiedlungen lag die Rate nur bei 16 Prozent. "Diese Ergebnisse zeigen eine erstaunliche Verbreitung des Virus in Slums und einen starken Unterschied zu den Siedlungen außerhalb der Slums", erklärte Sandip Juneja vom Tata-Institut für Grundlagenforschung in Mumbai. Offenbar beförderten die beengten Wohnverhältnisse in den Slums eine raschen Weitergabe der Infektion.
Zahlreiche Einschränkungen wieder in Kraft
Indien verzeichnet laut Gesundheitsministerium über 1,5 Millionen Fälle von Covid-19. Das südasiatische Land hat damit weltweit die meisten Infektionen nach Brasilien und den USA. Bis Mittwoch sind in Indien 34.193 Menschen nach offiziellen Daten an den Folgen der Virus-Infektion gestorben. Am selben Tag wurden 48.513 Neuinfektionen gemeldet. Der Rekord-Anstieg weckt Befürchtungen, dass das südasiatische Land mit seinem unterfinanzierten Gesundheitssystem die Pandemie nicht in den Griff bekommt. Wegen der steigenden Infektionsraten sind in zahlreichen Teilen des Landes wieder Einschränkungen in Kraft gesetzt worden.
Indien hatte im März eine strikte Ausgangssperre für das gesamte Land mit seinen 1,2 Milliarden Einwohnern erlassen, als nur ein paar Hundert Corona-Fälle registriert waren. Kritiker wenden ein, dass der lange Lockdown nicht genutzt wurde, um Krankenhäuser besser auszustatten und Test-Kapazitäten aufzubauen. Im Juni wurden trotz steigender Infektionszahlen die Beschränkungen schrittweise gelockert, um die Wirtschaft wieder zu beleben.
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