Daten sammeln: Ein Arbeiter auf einer Plantage in Äthiopien.
Der Cotonou-Vertrag aus dem Jahr 2000 bildet den Rahmen des bereits 1983 gegründeten Instituts, das zur Armutsverringerung, Nahrungssicherheit und zum Schutz der natürlichen Ressourcen beitragen will. Das CTA unterstützt Kleinbauern und andere Akteure in Landwirtschaft und ländlichen Gebieten und hilft vor allem durch Vermittlung von praktisch anwendbarem Wissen. Die zuletzt gut 50 Mitarbeiter der Zentrale in Wageningen und einer Dependance in Brüssel arbeiten dafür mit Partnern vor Ort zusammen.
Zuletzt hat das CTA nach eigenen Angaben mit Drohnen gearbeitet, mit denen aus der Luft Daten zu Boden, Pflanzen und Vieh gesammelt werden können und die die Landwirtschaft für junge Leute attraktiver machen könnten. Das Institut hat beispielsweise Trainings und Treffen von Drohnen-Anwendern organisiert und unterstützt. In einem weiteren Projekt seien im Jahr 2017 an die Mobiltelefone von Kleinbauern in Malawi, Sambia und Simbabwe Wettermeldungen und Hinweise versandt worden, wie sie mit Dürren und Wetterschwankungen umgehen sollten. Dabei ging es laut CTA etwa um die richtige Zeit zur Aussaat und um die Schädlingsbekämpfung. Das Institut gibt Publikationen heraus und hat in Brüssel Workshops veranstaltet. 16 Millionen Euro jährlich sind laut der EU-Kommission aus dem 11. Europäischen Entwicklungsfonds an das CTA geflossen, insgesamt 112 Millionen Euro für die Jahre 2014 bis 2020. Das Gesamtvolumen des 11. Entwicklungsfonds liegt bei mehr als 30 Milliarden Euro.
Im Nachfolgeabkommen für das Cotonou-Abkommen, das derzeit verhandelt wird, ist kein Platz mehr für das Institut. Am 1. März sollte die Abwicklung beginnen und die ersten Mitarbeiter gehen, die letzten zum Jahresende. In mit der Angelegenheit vertrauten Kreisen wird angedeutet, dass die EU die Schließung gegen den Willen der AKP durchgesetzt habe. Eine Sprecherin der Kommission verweist darauf, dass man dessen Aufgaben auch anders erfüllen könnte. „Für die Ziele des CTA kann in der Umsetzung der künftigen Vereinbarung gesorgt werden“, erklärte sie. Dafür brauche es kein komplexes technisches Institut, vor allem, weil das Cotonou-Nachfolgeabkommen stärker maßgeschneiderte Ansätze für die drei Regionen der AKP-Staatengruppe bereitstellensolle.
Agrarökologische Ansätze vernachlässigt
Francisco Marí von Brot für die Welt sieht die Schließung eher gelassen. Bis vor einigen Jahren habe das Institut sich noch sehr an kleinbäuerlichen Strukturen orientiert und zum Beispiel Infobriefe herausgegeben, „die immer nahe an der Realität waren“. Dann habe es einen Schwenk weg von der Agrarökologie hin zu industrieller Produktion und Exportorientierung gemacht. „Das CTA ist jetzt sehr stark im europäischen Mainstream, was die Landwirtschaft angeht“, bedauert der Agrarexperte. Ein Neustart einer agrarökologischen Beratung der EU für AKP Länder sei aber dringend geboten, nicht nur angesichts der Folgen des Klimawandels.
Tobias Reichert von Germanwatch meint, dass das CTA früher „immer eine wichtige Quelle für Daten zu Agrarhandel und Agrarinvestitionen zwischen der EU und den AKP-Ländern gewesen“ sei. Diese Daten habe das Institut aus entwicklungspolitischer und aus Sicht der AKP-Länder bewertet, was ein sinnvoller Schwerpunkt gewesen sei. In letzter Zeit habe sich das CTA hingegen „viel stärker auf technologische und Digitalisierungsansätze konzentriert“. Zudem habe es agrarökologische Ansätze vernachlässigt, sagt Reichert.
Möglicherweise bedeutet das Ende der Institution aber nicht das Aus der von ihm verfolgten Aktivitäten. Es gebe offenbar die Idee, „irgendwie die Arbeit von CTA weiterzuführen“, sagte Direktor Michael Hailu kurz bevor Ende Februar seine Amtszeit endete und er für die letzten Monate durch Ibrahim Khadar ersetzt wurde, zu „welt-sichten“. Eine Reihe anderer Organisationen sei offenbar daran interessiert, die Arbeit des CTA aufzunehmen.
Auch die CSU-Europaabgeordnete Marlene Mortler spricht sich für eine Fortsetzung aus. Wichtig sei, dass man in den AKP-Ländern Fehler in der Landwirtschaft verhindere, die den Ausstoß an Treibhausgasen erhöhten, und dass man junge Menschen für die Landwirtschaft begeistere. In der Landwirtschaft und in ländlichen Gebieten Afrikas müssten Arbeitsplätze und das Unternehmertum für afrikanische Jugendliche gefördert werden, erklärte die Entwicklungs- und Agrarpolitikerin. „Dafür muss man unsere Erkenntnisse in Bildung und Information in den AKP-Ländern einfließen lassen, und dazu braucht man so etwas wie dieses Institut.“
Bildunterschrift
Das Foto zeigt wohl eher ein Blatt einer Kartoffelpflanze als von Pfeffer!
Bildunterschrift
Vielen Dank für den Hinweis. Als Redakteure müssen wir uns bei Fotos oft auf die Infos verlassen, die von den Bildagenturen, bzw. von den Fotografen angegeben werden. Leider kommt es auch hier ab und an zu Fehlern, etwa aufgrund falscher Übersetzungen.
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