Eine universelle Gesundheitsversorgung einschließlich des Zugangs zu wirksamen Medikamenten weltweit ist eines der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen, der SDGs (Sustainable Development Goals). Umgesetzt ist es noch lange nicht. Zwar hat sich die Situation in den vergangenen 30 Jahren deutlich verbessert, aber von einer flächendeckenden Versorgung mit Medizin bis zur „letzten Meile“, also in jedes Dorf, ist man gerade in ländlichen Gegenden Afrikas, Lateinamerikas oder Asiens noch weit entfernt.
Dafür gibt es viele Gründe: Oft sind die staatlichen Gesundheitssysteme in den betroffenen Ländern unterfinanziert, die Bürger haben keine Krankenversicherung, Arzneimittel sind für sie zu teuer oder überhaupt nicht verfügbar. Hinzu kommen häufig schlechte Infrastruktur, Schwierigkeiten bei der Lagerung, der Mangel an Qualitätsstandards oder es fehlt Fachpersonal. In Afrika werden circa acht von zehn Medikamenten importiert – zum einen weil es kaum einheimische Hersteller gibt, zum anderen weil afrikanische Pharmaunternehmen gegenüber der ausländischen Konkurrenz im Nachteil sind.
Dass die wichtige Medizin trotzdem dort ankommt, wo sie gebraucht wird, dafür sorgen neben staatlichen Behörden und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auch internationale Hilfsorganisationen, in Deutschland etwa Aktion Medeor, das Deutsche Institut für Ärztliche Mission (Difäm) und die Apotheker ohne Grenzen (AoG). Die Organisationen sind untereinander vernetzt, zum Beispiel über das in Afrika tätige Ökumenische Pharmazeutische Netzwerk EPN (siehe den Beitrag des EPN-Vorsitzenden Mirfin Mpundu). Um Medikamente zu beschaffen, nutzen sie wenn möglich bestehende lokale Strukturen oder sie helfen, diese mit aufzubauen. So werden Arzneimittel bei Großhändlern oder kirchlichen Zentralapotheken in den entsprechenden Ländern eingekauft, um sie dann von dort in Gesundheitsposten oder -zentren an Patienten zu verteilen. „Aber zuerst prüfen wir, nach welchen Standards die Großhändler arbeiten“, erklärt Stefanie Pügge, Projektkoordinatorin bei den Apothekern ohne Grenzen. Es werden auch Stichproben genommen und untersucht. „Wir wollen sicher sein, dass wir gute Medikamente einkaufen.“ Die Verpackung und der Transport seien oft schwierig, schließlich müssen Kühlketten eingehalten und Medikamente richtig gelagert werden.
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Wichtig ist sowohl dem Difäm als auch den Apothekern ohne Grenzen, die lokale Versorgungsstruktur zu stärken. Das Difäm hat etwa in Liberia unlängst eine Zentralapotheke aufgebaut. Die Apotheker ohne Grenzen haben mitten in den Slums von Buenos Aires über Jahre ein Gesundheitszentrum samt Apotheke um- und aufgebaut, das sich vor allem an chronisch Kranke richtet. „Inzwischen haben die Bewohner die Gewissheit, dass sie bei uns zuverlässig ihre Medikamente bekommen“, sagt Stefanie Pügge.
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