Führen staatliche Preiskontrollen von Medikamenten in Indien dazu, dass die Medizin für arme Bevölkerungsgruppen bezahlbarer wird? Dieser Frage ist das Center for Global Development (CGD) in einer Studie nachgegangen. Die Autorin hat untersucht, wie sich die Preiskontrollen für essenzielle Medikamente in den ersten zwei Jahren seit ihrer Einführung im Jahr 2013 ausgewirkt haben.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation hat fast ein Drittel der Weltbevölkerung kaum Zugang zu essenziellen Medikamenten. In sehr armen Ländern gilt das sogar für fast die Hälfte der Bevölkerung. Ein Grund dafür sind oft die hohen Preise von Medikamenten. Schließlich fehlt es in vielen Ländern an einer staatlichen Krankenversicherung.
Um dieses Problem zu lösen, hat die indische Regierung im Jahr 2013 die teilweise schon länger bestehenden Preiskontrollen für Medikamente ausgeweitet. Denn auch die Verbreitung von Generika, also günstigeren Nachahmerpräparaten, hat nicht wesentlich dazu beigetragen, dass die Preise für Markenmedikamente gefallen sind. Das wäre aber wichtig für eine zuverlässige Versorgung, denn die Generika in Indien müssen weniger Tests durchlaufen als die Originalprodukte und sind deswegen laut der Studie oft von minderer Qualität, so dass Konsumenten ihnen weniger trauen. Die arme Bevölkerung kann sich aber – wenn überhaupt – nur diese Arzneimittel leisten.
Auf Kosten der lokalen Unternehmen
In der Studie des CGD wird zwischen drei Typen von den insgesamt 865 Pharmafirmen unterschieden: den multinationalen Firmen (50), den großen nationalen Firmen (185), die Generika herstellen und hauptsächlich exportieren, sowie kleinen lokalen Firmen (630), die ihre selbst produzierten Generika nur regional verkaufen.
Die Studie kommt zwar zu dem Ergebnis, dass nach Einführung der Preiskontrollen bei allen drei Firmentypen die Preise für Medikamente gefallen sind; bei multinationalen Herstellern am deutlichsten. Dennoch hätten die ärmsten Bürger, die in ländlichen Gebieten wohnen, am wenigsten davon profitiert. Der Grund: Als Folge der Preiskontrollen hätten sich kleine lokale Produzenten teilweise ganz aus den ländlichen Regionen zurückgezogen, denn die Vertriebskosten auf dem Land blieben konstant oder stiegen sogar. Für kleine Firmen war damit die Verteilung dort nicht mehr profitabel.
Laut der Studie ist also letztlich das Gegenteil von dem eingetreten, was sich die Regierung mit dem Schritt erhofft hat: den Zugang vor allem ärmerer Bevölkerungsgruppen auf dem Land zu erschwinglichen Medikamenten zu verbessern. Die multinationalen Medikamentenhersteller dagegen konnten ihren Marktanteil steigen – auf Kosten der lokalen Unternehmen.
Die Forscher des Center for Global Development weisen darauf hin, dass Indien ein spezieller Fall ist und sie nur die kurzzeitigen Auswirkungen der Preiskontrollen untersucht haben. Die Ergebnisse können also nicht direkt auf andere Länder übertragen werden. Für politische Entscheider gibt die Studie trotzdem wichtige Hinweise über Erfolg oder Misserfolg von Preiskontrollen.
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