Brücke zwischen Frankfurt und Lagos

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Städtepartnerschaft
Eine Frankfurter Initiative strebt eine Städtepartnerschaft mit der nigerianischen Finanzmetropole Lagos an. Im Stadtparlament am Main ist man skeptisch, in Lagos gibt es prominente Fürsprecher.

Rund 400 Minuten: So lange dauert ein Flug von Frankfurt nach Lagos. „400 Minutes“ ist denn auch der Name einer Frankfurter Initiative, die sich für eine Städtepartnerschaft zwischen der deutschen und der nigerianischen Finanzmetropole mit über 22 Millionen Einwohnern einsetzt. Angestoßen hat die Initiative Jeremy Gaines, Koordinator der Nigerian German Energy Partnership; von den fünf weiteren Initianten kommen die meisten aus der Finanz- und Beraterbranche.

„Bereits jetzt gibt es zwischen Frankfurt und Lagos viele Beziehungen unter dem Radar“, sagt Gaines. So investierten Frankfurter Unternehmen in Lagos und es gebe eine große nigerianische Community in Frankfurt. Auch die Universitäten der beiden Städte kooperierten miteinander. Mit ihren vielen Banken und den zwei Börsen seien Lagos und Frankfurt außerdem die wichtigsten Finanzzentren der Region. Eine Städtepartnerschaft, so Gaines, würde diesen Verbindungen einen offiziellen Rahmen geben.

Frankfurt pflegt bereits Partnerschaften mit 17 Städten auf vier Kontinenten. Mit Kairo ist eine Stadt in Nordafrika vertreten, aber noch keine in Subsahara-Afrika. Hauptziel einer Städtepartnerschaft ist der persönliche Austausch zwischen Bewohnern. So organisiert die Stadt Frankfurt regelmäßig Bürgerreisen in Partnerstädte und bezuschusst Reisen von Schülergruppen, Vereinen oder Kirchengemeinden. 

Frankfurter Kommunalpolitiker sind noch unentschieden

Über die Aufnahme neuer Partnerschaften entscheidet das Stadtparlament. Dort regiert seit drei Jahren eine Koalition aus CDU, SPD und Grünen. Die Ansichten über eine Partnerschaft mit Lagos sind geteilt. „Ich habe den Eindruck, dass es der Initiative nahezu ausschließlich um die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen den Städten geht“, sagt Uwe Paulsen, Grünen-Stadtverordneter und Vorsitzender des Ausschusses für Wirtschaft und Frauen. Dagegen sei prinzipiell nichts einzuwenden; es gebe dafür aber bereits Einrichtungen, etwa die städtische Wirtschaftsförderung oder die Marketinggesellschaft FrankfurtRheinMain GmbH International Marketing of the Region. Paulsen befürchtet, dass eine Partnerschaft mit Lagos nur schwer mit Leben zu füllen sein wird. Der Gymnasiallehrer sieht Schwierigkeiten einen Schüleraustausch zu etablieren, weil Eltern möglicherweise um die Sicherheit ihrer Kinder fürchteten. „Es gibt bereits jetzt Städtepartnerschaften, die nur auf dem Papier existieren“, sagt Paulsen.

Der SPD-Stadtverordnete Gregor Amann hat sich hingegen Mitte Februar auf einer Podiumsdiskussion für die Initiative ausgesprochen. Es sei an der Zeit, eine Partnerschaft mit einer Stadt in Subsahara-Afrika einzugehen, sagte Amann. Lagos bezeichnete er als „wirtschaftliches Kraftwerk“ in Afrika. Ein Austausch zwischen Bewohnern der beiden Städte sei zwar schwieriger als etwa mit Lyon oder Budapest, aber grundsätzlich möglich. Christiane Loizides (CDU) befürwortete während der von der Initiative organisierten Diskussion zunächst einen engeren Austausch, die in eine Partnerschaft münden könne. 

Gouverneur von Lagos begrüßt die Initiative

In Lagos hat eine Partnerschaft mit Frankfurt prominente Fürsprecher. Der Gouverneur des nigerianisches Bundesstaates Lagos, Akinwunmi Ambode, begrüßte die Initiative in einem Grußschreiben zur Auftaktveranstaltung im März 2018. „Frankfurt und Lagos teilen viele Gemeinsamkeiten“, heißt es in dem Schreiben. Das mache eine engere Zusammenarbeit erstrebenswert. 

Gaines reist seit 1993 regelmäßig nach Lagos. Er glaubt, dass beide Städte voneinander lernen können. In Lagos sehe man beispielsweise, wie Apps den Alltag in einer Millionenmetropole erleichtern – etwa beim Umgehen von Staus. Die Stadtverwaltung in Lagos könne sich umgekehrt etwas von der Müllentsorgung in Frankfurt abgucken. In den kommenden Monaten wolle die Initiative unter anderem Frankfurter Galerien bewegen, Künstler aus Nigeria auszustellen, sagt Gaines. Den Abgeordneten empfiehlt er eine Reise nach Lagos: „Man muss vor Ort sein und die Stadt erfahren.“

 

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erschienen in Ausgabe 6 / 2019: Arznei und Geschäft
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