Können es die Städte richten?

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Anpassung an Klimawandel
Klimaschutz
Die Staaten zögern beim Klimaschutz. Eine Studie untersucht, inwieweit Initiativen von Städten, Regionen und Großunternehmen das ausgleichen können.

Das Ergebnis der Studie von Data Driven Yale, des NewClimate Institute sowie der niederländischen Environmental Assessment Agency ist zwiespältig  je nachdem, ob man die Selbstverpflichtungen einzelner Städte, Regionen und Firmen in den Blick nimmt oder aber die Absichtserklärungen von länderübergreifenden Initiativen wie des Globalen Pakts der Bürgermeister. Die Wirkung der Selbstverpflichtungen ist laut der Studie gering: Werden sie alle eingehalten, dann sinke der Ausstoß an Treibhausgasen bis 2030 gegenüber dem Stand, zu dem die gegenwärtige Politik führt, um etwa 2,5 bis 4 Prozent. Das sei ermutigend, aber bei weitem zu wenig, um das 2-Grad-Ziel einzuhalten. Und die Wirkung des lokalen Klimaschutzes ist danach am größten in den USA, weil dort die Zentralregierung so wenig für Klimaschutz tut. Sie ist zudem am stärksten im Energiesektor, wo der Weg Richtung Erneuerbare sowieso im Gange ist; zum Klimaschutz in schwierigeren Sektoren wie Transport tragen die Selbstverpflichtungen laut der Studie wenig bei.

Hinzu kommt: Die Regierungen haben unter dem Pariser Klima-Abkommen von 2015 in den Nationally Determined Contributions (NDCs) versprochen, mehr Emissionen einzusparen, als sie bisher tun. Wenn man annimmt, dass sie diese NDCs einhalten, dann bringen laut der Studie die Selbstverpflichtungen von Städten, Regionen und Firmen kaum noch zusätzliche Einsparungen. Denn viele ihrer Beiträge werden dann in die Erfüllung der NDCs des jeweiligen Landes eingerechnet. Je ehrgeiziger also die Staaten Klimaschutz treiben, desto weniger nutzen zusätzliche Schritte von unten.

Lokale Initiativen sparen wenig Emissionen zusätzlich ein

Viel mehr Potenzial schreibt die Studie internationalen Pakten von Städten, Regionen, Firmen und Regierungen zu – zum Beispiel dem Under2 MOU. Damit versprechen rund 200 Kommunen und Regionen, dass ihre Emissionen 2050 höchstens ein Fünftel des Stands von 1990 oder höchstens 2 Tonnen pro Kopf betragen. Weitere Pakte wollen bis 2030 die Waldverluste beenden oder andere Treibhausgase als CO2 schnell reduzieren. Wenn neun dieser Pakte mit dem größten Klimaschutz-Potenzial vollständig umgesetzt werden, bringt das laut der Studie 2030 bis zu ein Drittel weniger Emissionen als die gegenwärtige Politik. Sollten zusätzlich die Staaten alle ihre NDCs einhalten, dann komme sogar das 2-Grad-Ziel in Reichweite.

Doch das Problem ist: Die Pakte sind, wie die Studie selbst erwähnt, noch weniger verbindlich als lokale Selbstverpflichtungen und als die NDCs. Was davon eingehalten wird, ist völlig unklar und überdies von der Politik der Staaten abhängig. Wenn zum Beispiel Brasiliens Regierung mehr Flächen für die Abholzung freigibt, wird kein globaler Pakt diese aufhalten.

Nüchtern betrachtet lautet daher das Ergebnis: Lokale Klimaschutz-Initiativen sparen wenig Emissionen zusätzlich ein. Doch das war den Autoren wohl zu entmutigend, so dass sie das große Potenzial von internationalen Pakten betonen. Die setzen in der Tat Zeichen für Ehrgeiz beim Klimaschutz. Wie der in die Praxis umgesetzt werden kann, ist aber völlig offen.

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