Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und zeitgemäßer Energie für alle sichern: So lautet das UN-Nachhaltigkeitsziel Nummer 7. Klingt vernünftig, ist aber leichter gesagt als getan, wie Forschungsergebnisse aus Kenia zeigen, die das Center for Global Development (CDG) in einem Bericht zusammengefasst hat. Kenia hat in den vergangenen Jahren große Fortschritte dabei gemacht, dass nationale Stromnetz auszubauen; der Bevölkerungsanteil mit Zugang zum Netz hat sich innerhalb nur eines Jahrzehnts von 20 Prozent auf gut 50 Prozent mehr als verdoppelt.
Aber jetzt wird es knifflig: Das CDG-Papier zeigt, dass die Anschlüsse für den kenianischen Stromversorger Kenya Power immer weniger rentabel werden, je weiter das Netz in ländliche Regionen vordringt. Zum einen sind diese Regionen schwerer zu erreichen, zum anderen ist die Nachfrage nach Strom dort viel niedriger als etwa in den kenianischen Städten. Laut dem CDG-Papier verbraucht ein im vergangenen Jahr angeschlossener Kunde 70 Prozent weniger Strom als ein Kunde, der 2009 angeschlossen wurde. Die Folge: Jeder weitere Anschluss bedeutet für den Stromanbieter steigende Investitionskosten und zugleich sinkende Einnahmen – was das gesamte Vorhaben zu einem Minusgeschäft macht.
Dezentral und zentral zusammendenken
Eine mögliche Antwort auf dieses Problem ist, den Verbrauch von Strom in den ländlichen Regionen anzukurbeln – etwa indem dort das Angebot an billigen stromfressenden Konsumgütern wie Fernsehern und DVD-Spielern vergrößert und ländliche Unternehmen gefördert werden, die auf Elektrizität angewiesen sind. Die Frage ist allerdings, ob das zu den Aufgaben eines Stromversorgers gehört.
Der Autor des CDG-Papiers kommt zu dem Schluss, dass der Ausbau des nationalen Stromnetzes nicht immer die beste Wahl ist. Die kenianische Regierung hat Pläne, die Stromproduktion, die über dieses Netz verteilt werden soll, in den kommenden vier Jahren zu vervierfachen. Das CDG warnt, dass Kenya Power dieses zusätzliche Angebot vermutlich nicht einmal annähernd kostendeckend verkaufen könnte.
Besser wäre es, genauer hinzusehen, welcher Bedarf in den unterversorgten Regionen besteht und die Nachfrage dort mit dezentralen Mininetzen oder Solaranlagen für einzelne Haushalte zu decken. Solche Anlagen reichen oft schon und sind vor allem für Kleinverbraucher günstiger als ein Anschluss ans Netz. Die Lehre aus dem CDG-Papier lautet: Der Ausbau des zentralen Netzes einerseits und dezentrale Insellösungen andererseits sind keine Alternativen, sondern müssen zusammen gedacht werden, um dem UN-Nachhaltigkeitsziel Nummer 7 näher zu kommen.
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