Zu oft maßen sich Politiker an, über Angelegenheit zu urteilen, von denen sie keine Ahnung haben. Jens Spahn zum Beispiel, der Dauerdampfplauderer der CDU und neue Gesundheitsminister, meinte neulich, er müsse auch mal was zum Thema Armut sagen: „Niemand müsste in Deutschland hungern, wenn es die Tafeln nicht gäbe.“ Und mit Blick auf Hartz IV: „Mehr wäre immer besser“, aber man dürfe nicht vergessen, dass das alles mit Steuergeldern bezahlt werden müsse.
In den Sozialbauvierteln deutscher Städte sorgt solche Kaltherzigkeit für Empörung. Knut R., Chef der Lebensmittel-Tafel in Frankfurt-Sossenheim, ist stinksauer: „Das ist doch blanker Zynismus. Als gehe es nur darum, nicht zu verhungern“, sagt der kräftige Mittvierziger und wuchtet eine Tiefkühlbox frischen Atlantik-Hummer ins Regal. „Der Spahn hätte mal in die traurigen Gesichter heute Mittag sehen müssen, als ich den Leuten sagen musste, dass die Pâté de foie gras aus dem französischen Jura aus ist.“ Eine zerlumpte Alte mit einem Bündel Plastiktüten im Schlepptau humpelt heran und krächzt: „Die wollten mich hier stattdessen mit Original Mailänder Salami abspeisen. Hallo? Stelle ich mich deshalb eine Stunde in die Schlange?“
Am Wasserhäuschen nebenan gegenüber vom Sossenheimer Aldi prosten sich unterdessen drei Alkis mit einem Gläschen Champagne Dom Pérignon, Jahrgang 2009, zu und schnalzen kennerhaft mit der Zunge. Im Aldi aber herrscht Aufruhr. „Was heißt hier ,Mehr wäre immer besser‘?“, schimpft Marktleiter Murat Ö. „Ich wäre ja schon froh, wenn ich mit der wöchentlichen Trüffel-Lieferung aus dem Piemont mal hinkäme. Die Leute schlagen sich hier jeden Montagmorgen regelrecht die Köpfe dafür ein. So ignorant wie der Spahn kann wirklich nur quatschen, dessen kulinarischer Horizont nicht weiter als bis zur Bundestagskantine reicht.“
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