Der Vorschlag dazu kam aus dem Referat Zivilgesellschaft International der ADA. „Wir wollen mit den neuen Projekten die Lebensbedingungen von Menschen auf der Flucht verbessern und gleichzeitig auch die Gemeinden, die Flüchtlinge aufnehmen, unterstützen“, sagt Martin Ledolter, Geschäftsführer der ADA. „Damit schlagen wir eine Brücke zwischen humanitärer Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit. Denn neben der akuten Hilfe braucht es langfristiges Engagement, damit alle Menschen bessere Zukunftsperspektiven bekommen.“
Von den 13 Förderanträgen, die bis Ablauf der Frist Ende April eingereicht wurden, sind sechs ausgewählt worden. Jedes angenommene Projekt erhält einen Zuschuss von einer halben Million Euro. Ein Beispiel ist Dard Kush, auf Paschtunisch „Weg aus der Not“.
Das Projekt der niederösterreichischen Caritas bietet für 300 Familien in Randbezirken der Millionenstadt Lahore in Pakistan Berufsausbildungskurse an. Afghanische Flüchtlinge würden in Pakistan zunehmend schlecht behandelt und Aufenthaltsgenehmigungen immer restriktiver vergeben, erklärt Andreas Zinggl von der Caritas St. Pölten. Allein im vergangenen Jahr seien 700.000 Afghanen aus Pakistan abgeschoben oder zur „freiwilligen“ Rückkehr gedrängt worden.
Die verbleibenden hätten kaum Zugang zu Gesundheitsversorgung und Bildung. Die Caritas wickelt das Projekt über eine lokale Partnerorganisation ab; auch 300 pakistanische Familien aus dem lokalen Umfeld gehören zur Zielgruppe. Den jungen Menschen zwischen 16 und 25 Jahren – je eine oder einer pro Familie – soll nach abgeschlossener Ausbildung auch bei der Suche nach einem Arbeitsplatz geholfen werden. Was für eine Rückkehr besonders wichtig ist: Die Abschluss-Zertifikate werden auch in Afghanistan gültig sein.
Bei dem Projekt decken die 500.000 Euro von der ADA 90 Prozent der Kosten; ohne den Zuschuss wäre es also gar nicht zustande gekommen. Auch CARE, Horizont3000, Diakonie und SOS-Kinderdorf dürfen sich über je eine halbe Million Euro für einschlägige Projekte in Jordanien, Afghanistan, Uganda und Äthiopien freuen. Und das Österreichische Rote Kreuz war erfolgreich mit dem Vorhaben der Wasserversorgung im Libanon, wo syrische Flüchtlinge in informellen Zeltlagern hausen. Auch dort werden die Gastgebergemeinden einbezogen; über tausend Menschen sollen einen besseren Zugang zu Trinkwasser erhalten.
Außenminister Kurz mit hartem Kurs in der Flüchtlingspolitik
Die Finanzierung ist für den Rechnungszeitraum 2017 bis 2019 vorgesehen. Dass es nach Ablauf dieser Frist eine neue Ausschreibung gibt, sei möglich, aber noch nicht sicher, sagt ADA-Sprecherin Manuela Gutenbrunner.
Die Flüchtlingspolitik spielt im Wahlkampf vor den Nationalratswahlen am 15. Oktober eine zentrale Rolle. Gerade Außenminister Sebastian Kurz (ÖVP), dem auch die ADA untersteht, profiliert sich mit einem harten Kurs gegen Asylsuchende. Bei der Politik hat sich die Einsicht durchgesetzt, dass Flüchtlingsströme aus Kriegs- und Krisenländern nur dann nachhaltig eingedämmt werden können, wenn sich die Verhältnisse vor Ort verbessern. Syrien und Afghanistan sind die Herkunftsländer der Mehrzahl der Flüchtlinge, die seit Sommer 2015 nach Österreich gekommen sind.
Ob eine Ausbildung oder sauberes Trinkwasser tatsächlich Menschen auf der Flucht aufhalten können, muss sich erst herausstellen. Erfahrungen in Flüchtlingslagern haben aber gezeigt, dass viele lieber in ihrer Heimatregion bleiben, wenn das Leben ihnen dort Perspektiven bietet.
Laut der ADA werden derzeit zum Themenbereich Migration und Entwicklung über 50 Projekte und Programme mit einer Gesamtsumme von rund 58 Millionen Euro gefördert. Das beinhaltet alle Maßnahmen der humanitären Hilfe einschließlich Mittel des Auslandskatastrophenfonds, Beiträge zur multilateralen Entwicklungszusammenarbeit in dem Bereich – etwa zur Weltbank – und auch Mittel, welche die EU aus ihrem Treuhandfonds für Afrika (siehe Seite 54) zugesagt hat und die die ADA „in delegierter Kooperation“ durchführt.
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