Nur eine Minderheit der Befragten in arabischen Ländern sieht laut einer Studie der Universität Münster den europäischen Staatenverbund positiv. Die Spannbreite liege zwischen zehn und 45 Prozent Zustimmung. Einer der Hauptgründe: Die Mehrheit der Bevölkerung lehnt eine Einmischung von außen ab.
„Je stärker der Wunsch nach nationaler Selbstbestimmung in der Bevölkerung ist, nicht zuletzt nach dem Arabischen Frühling, desto negativer die EU-Wahrnehmung“, erklärte der Politikwissenschaftler Bernd Schlipphak vom Hochschul-Exzellenzcluster „Politik und Religion“. Der Wunsch nach staatlicher Souveränität wurzele auch in der Kolonialzeit, in der Europäer in der Region viel Einfluss nahmen.
Zudem fehle es der arabischen Bevölkerung an Vertrauen in politische Institutionen, etwa in die eigenen Regierungen, so Schlipphak. Diese negativen Gefühle würden auf die EU übertragen. Die Religion spiele bei der Skepsis gegenüber Europa hingegen eine weniger starke Rolle als angenommen. „Unsere Analysen deuten darauf hin, dass die EU-Wahrnehmung nicht durch die Nähe zu einem religiösen Führer beeinflusst wird“, erklärte der Wissenschaftler.
Das Forschungsprojekt unter Leitung von Bernd Schlipphak hat erstmals die Gründe für die ablehnende EU-Haltung in zwölf arabischen Ländern analysiert. Befragt wurden insgesamt rund 14.800 Menschen in Jordanien, Palästina, Libanon, Ägypten, Sudan, Algerien, Marokko, Jemen, Kuweit, Libyen, Tunesien und Irak. (gka)
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