Gold für Brasilien

Klimawandel
Im Kampf gegen den Klimawandel hat Brasilien die Goldmedaille verdient. Wissenschaftler loben vor allem die Erfolge beim Schutz des Regenwaldes. Den Staat hat das weniger gekostet als die Ausrichtung der Olympischen Spiele.

Durch den Schutz des Regenwaldes habe Brasilien zwischen 2003 und 2014 seine klimaschädlichen Emissionen stärker reduziert als jedes andere Land der Erde, schreibt Jonah Bush vom Center for Global Development (CGD). In diesem Zeitraum sei die Abholzung um 80 Prozent zurückgegangen. Und die nötigen Maßnahmen, darunter die Ausweisung von Schutzgebieten und die Überwachung der Waldgesetze per Satellit, waren erschwinglich: Der Staat habe in neun Jahren insgesamt 2,1 Milliarden US-Dollar für seine Waldschutzprogramme ausgegeben. Das ist gerade einmal ein Drittel der geschätzten 6,2 Milliarden US-Dollar für die zweiwöchigen Olympischen Spiele in Rio de Janeiro, wie Bush vorrechnet.

Für den Umweltökonomen ist das ein Beleg dafür, dass Waldschutz eine der günstigsten Methoden ist, um den Ausstoß von Kohlendioxid zu bremsen. Und obwohl die Waldschutzprogramme in Brasilien eine Expansion der Landwirtschaft verhindert hätten, sei deren Produktivität nicht zurückgegangen. Im Gegenteil: Die Produktion von Soja sei zwischen 2004 und 2013 landesweit um zwei Drittel gestiegen, die von Fleisch immerhin um ein Fünftel.

Bereits entwaldete Flächen im Amazonasgebiet seien intensiver genutzt und die Savannen in Zentralbrasilien stärker gerodet worden, so Bush. Letzteres kritisiert Paulo Barreto von der Umweltschutzorganisation Imazon. In den vergangenen drei Jahren habe die Zerstörung des brasilianischen Regenwaldes außerdem wieder zugenommen, erklärt er in seinem Blog. Die Regierung habe auf Druck von Investoren aus der Landwirtschaft eine Reihe von Umweltschutzgesetzen wieder aufgeweicht.

Vorbild für andere? Experten sind skeptisch

Jonah Bush vom CGD lässt die Kritik zwar gelten, hält jedoch an seiner Würdigung des brasilianischen Erfolges fest. Doch lässt sich das auf andere Länder übertragen? Manche Experten sind skeptisch: Nur wenige Länder hätten die Kapazitäten Brasiliens, den Waldschutz so gut zu steuern und zu überwachen. Bush ist optimistischer und verweist etwa auf Guyana, wo dies ebenfalls gelungen sei. Aber natürlich müsse jedes tropische Land seine eigenen Strategien entwickeln, die an die örtlichen Gegebenheiten angepasst sind.

Die tropischen Regenwälder im Einzugsgebiet des Amazonas umfassen eine Fläche von acht Millionen Quadratkilometern. Gut zwei Drittel davon entfallen mit 5,2 Millionen Quadratkilometern auf Brasilien, der Rest verteilt sich auf sieben weitere südamerikanische Länder. Laut dem brasilianischen Nationalinstitut für Weltraumforschung wurden von 2002 bis 2013 allein im brasilianischen Teil Amazoniens 161.000 Quadratkilometer Regenwald abgeholzt. Zum Vergleich: Deutschland hat eine Fläche von 357.168 Quadratkilometern.

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