Bisher war es ausdrückliches Ziel, Kooperationen mit der Pharmaindustrie einzugehen. Nun will sich die GKKE nur noch als Plattform für den Dialog verstehen. Eine größere Distanz kommt offenbar dem Wunsch einiger Hilfswerke entgegen, mehr Raum für kritische Auseinandersetzungen zu haben. Projekte könnten weiter von einzelnen kirchlichen Trägern wie den missionsärztlichen Einrichtungen verfolgt werden.
Noch ist dieses Umlenken eine Empfehlung aus einem Workshop zum 25-jährigen Bestehen des Dialogs, den die GKKE mit allen Beteiligten Anfang Juni in Berlin veranstaltet hat. Eine Entscheidung soll der Leitungsausschuss im September fällen. Von Seiten der Pharmaindustrie hat der Verband der forschenden Arzneimittelhersteller (VfA) die Federführung.
„Kooperation statt Konfrontation“ lautete bisher die Devise. Ziel war es, arme Menschen in Entwicklungsländern mit preisgünstigen und hochwertigen Medikamenten zu versorgen. Das war umstritten, weil die eine Seite nach Profit und die andere nach Gemeinwohl strebt. Auf Seiten der Hilfswerke scheint inzwischen besonders Brot für die Welt besorgt, die Kirche lasse sich von der Pharmaindustrie vereinnahmen.
Fest steht: Man will weiter miteinander reden. „Ich trete für eine Fortsetzung ein, um die erworbenen Kenntnisse und das aufgebaute Vertrauen weiterzuentwickeln“, sagte die Leiterin des Dialogs, Gertrud Casel, zugleich Geschäftsführerin der GKKE auf katholischer Seite. Dies sei umso wichtiger in einer Zeit, „in der globale Gesundheitsfragen an Bedeutung gewinnen und die Agenda 2030 Entwicklungspartnerschaften aus Staat, Zivilgesellschaft und Wirtschaft für unentbehrlich erklärt.“
Einfach war die Zusammenarbeit noch nie, räumen Beteiligte ein. Dafür seien Kirchen und Konzerne zu unterschiedlich. Ging es um die Preisgestaltung oder den Patentschutz für Arzneimittel, war die Industrie stets hartleibig. Nun stellt etwa Sanofi Aventis selbst preisgünstige Generika her. Brisant bleibt die Entwicklung von Medikamenten für vernachlässigte Tropenkrankheiten.
Teilnehmer bewerten den Dialog stellenweise als mühselig, es fehlten Impulse der Entscheidungsträger auf beiden Seiten. Zugleich sei das Erreichte übersichtlich: Verbesserte Beipackzettel für Märkte im globalen Süden, die Entwicklung und Verbreitung mobiler Minilabore, die gefälschte Medikamente entlarven können, sowie gegenseitige Lerneffekte.
Casel unterstrich den Erfolg eines Pilotprojekts in Tansania, wo man gemeinsam die Ausbildung von Pharma-Assistenten und Apothekern neu organisiert und auch den Staat einbezogen habe. Das Modell könnte in Ostafrika Schule machen. Prälat Martin Dutzmann, der evangelische Vorsitzende der GKKE, hob die „Schnittmengen“ beider Seiten hervor. Partnerschaften mit der Privatwirtschaft seien keine Zauberformel, aber ein wichtiges Instrument für Verbesserungen – gerade im oft vom Staat vernachlässigten Gesundheitswesen. In Afrika etwa befänden sich rund die Hälfte aller Krankenhäuser in kirchlicher Trägerschaft, so Dutzmann.
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